: Afrika lernt, seinen Regenwald zu lieben
■ Sechs zentralafrikanische Staaten schließen grenzüberschreitendes Waldschutzabkommen
Berlin (taz) – Afrikas tropischer Regenwald soll in Zukunft besser geschützt werden. Die Regierungen von Kamerun, Kongo-Brazzaville, Gabun, Äquatorialguinea, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik haben gestern auf einem Gipfel in Kameruns Hauptstadt Jaunde ein Abkommen zum gemeinsamen Schutz ihres Regenwaldes geschlossen. Die „Erklärung von Jaunde“ richtet im Grenzgebiet zwischen Gabun, Kongo-Brazzaville und Kamerun einen neuen Nationalpark von 35.000 Quadratkilometer Größe ein und legt neue Schutzmaßnahmen für bereits geschützte 10.000 Quadratkilmeter im Grenzgebiet zwischen Kamerun, Kongo-Brazzaville und der Zentralafrikanischen Republik fest. Außerdem werden in Kamerun zwei neue Reservate geschaffen. Weitere Schutzprogramme sind für die Elefanten und die nur noch 25 schwarzen Nashörner der Region geplant, die in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung umgesetzt werden sollen.
Nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) bedeuten die Maßnahmen „neuen Schutz für mehr als sechs Millionen Hektar der bedrohten afrikanischen Wälder“. Er nennt die Erklärung von Jaunde „einen Wendepunkt in der politischen Verpflichtung zum Waldschutz in der Region und der Welt“. WWF-Generaldirektor Claude Martin rief die betroffenen Regierungen dazu auf, „in Partnerschaft mit internationalen Hilfsorganisationen wie der Weltbank und der EU-Kommission zu arbeiten, so daß der Waldschutz vor Ort auch umgesetzt wird“. Der WWF hat 500.000 Dollar zur Errichtung eines Waldschutzfonds in Kamerun gespendet und hofft, daß andere Organisationen nachziehen.
Das Regenwaldgebiet des nördlichen Kongo-Flußbeckens in Zentralafrika ist mit etwa 130.000 Quadratkilometern das zweitgrößte der Welt hinter dem des Amazonas-Beckens. Nach Angaben der UN-Agrarorganisation FAO schrumpft dieser Wald jedes Jahr um 0,56 Prozent, was im internationalen Vergleich als gering gilt. In den frühen 90er Jahren nahm die Abholzung in Zentralafrika stark zu, vor allem in Kamerun und Gabun, deren Regierungen Edelholz als neue Exporteinnahmequelle entdeckten. Dann jedoch kam die Asienkrise und mit ihr ein Zusammenbruch des Holzmarktes. In ihrem jüngsten Jahresbericht schrieb 1998 die in Gabun ansässige Afrikanische Holzorganisation (OAB), die die holzproduzierenden Länder Afrikas vereint: „In Folge der Wirtschaftskrise in Südostasien ist die starke Nachfrage der asiatischen Verbraucher für afrikanisches Holz beträchtlich zurückgegangen.“ Der Markt sei „übersättigt“, und dies werde andauern, „bis die europäische Nachfrage ein gewisses Wachstumsniveau erreicht hat“.
Die europäische Nachfrage besteht allerdings vor allem in Forderungen nach mehr Naturschutz, und dies haben die Regierungen Zentralafrikas nun auch gemerkt. Die Massenentlassungen in den Holzfirmen der Region in den letzten Jahren sollen nun durch Neueinstellungen in Waldschutzprogrammen aufgewogen werden. Nötig wäre dafür allerdings eine bessere Anerkennung der Rechte der im Wald lebenden Pygmäen, die in Zentralafrika weithin als halbe Tiere angesehen werden. Wichtig wäre auch die Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags, der in Teilen der Region ein beängstigendes Ausmaß angenommen hat – so in der Zentralafrikanischen Republik und vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, die das größte Waldgebiet der Region besitzt, an den neuen Schutzabkommen aber nicht teilnimmt. Dominic Johnson
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