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Rumänische Währung vor dem Kollaps

Die Rezession und vor allem das riesige Handelsbilanzdefizit Rumäniens haben eine Vertrauenskrise ausgelöst, sagt der Nationalbankchef. Für eine internationale Kontrollinstitution ist er aber nicht zu haben  ■ Aus Bukarest Keno Verseck

Rumäniens Landeswährung Leu ist heftig eingebrochen. Auf dem Kapitalmarkt und an den Wechselstuben im Land verlor sie gegenüber dem US-Dollar allein am Mittwoch im Schnitt ein Viertel ihres Wertes. Gestern kostete ein US-Dollar in den Wechselstuben zwischen 18.000 und 25.000, die D-Mark bis zu 14.000 Leu – doppelt soviel wie am Vortag. Kurz nachdem die amtliche rumänische Nachrichtenagentur Rompres diesen Kurs verbreitet hatte, meldeten viele Wechselstuben in Bukarest, sie hätten keine Devisen mehr. Ein Zusammenbruch der rumänischen Währung ist damit in greifbare Nähe gerückt.

Absehbar war ein Währungskrach in Rumänien schon seit langem. Im letzten Jahr ging die Industrieproduktion im Land drastisch zurück, das Bruttosozialprodukt sank um 7,3 Prozent. Auch der rumänische Außenhandel verringerte sich stark, während das Handelsbilanzdefizit zugleich auf 3,52 Milliarden US-Dollar stieg – den höchsten Wert seit dem Jahr 1989. Nachdem die Inflation 1998 rund 40 Prozent erreichte, verlor der Leu dann von Januar bis Anfang März bereits 36 Prozent seines Wertes. Das Ziel der Nationalbank, die Inflation in diesem Jahr auf dem Stand des vergangenen Jahres zu halten oder gar auf 30 Prozent zu drücken, ist damit nicht mehr erreichbar.

Ursachen für den Währungseinbruch sind die Krise der rumänischen Wirtschaft und das Handelsbilanzdefizit, das sich weiter vergrößert hat. Rumäniens Regierungen haben es seit dem Sturz des Diktators Ceaușescu im Dezember 1989 aus Furcht vor sozialen Unruhen versäumt, die bankrotten Staatsbetriebe zu restrukturieren, zu privatisieren oder zu schließen. Die meisten von ihnen sind nicht konkurrenzfähig, erwirtschaften seit Jahren riesige Verluste und werden vom Staat direkt oder indirekt mit Krediten oder Schuldenerlassen subventioniert.

Besonders verschlechtert hat sich auch die Situation im rumänischen Bankenwesen. Staats- und Privatbanken haben in den letzten Jahren zahlreiche Großkredite ohne Deckung und Garantien vergeben, so daß Rumänien bereits mehrfach am Rande eines Bankenkrachs stand. Erst kürzlich hatte die Regierung der größten rumänischen Bank, der staatlichen Außenhandelsbank Bancorex, mit Finanzspritzen geholfen, um einen Zusammenbruch zu verhindern.

Rumäniens Nationalbankchef Mugur Isarescu machte gestern in einer außerordentlichen Ansprache vor dem rumänischen Parlament eine „Vertrauenskrise in den Leu“ für den Einbruch der Landeswährung verantwortlich. Die Nationalbank muß in diesem Jahr 2,9 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden zurückzahlen, ihre Hartwährungsreserven betragen aber nur 1,5 Milliarden.

Vor diesem Hintergrund, so Isarescu, hätten Gerüchte und Psychosen zur Abwertung geführt. Hinzu kämen ganz konkrete Teuerungen bei Strom, Erdgas und Treibstoff. Wenn die Regierung nicht sofort ein hartes Reformprogramm durchsetze, sei ein Währungskollaps unvermeidlich.

Unklar ist, wie der Staat die Schulden zurückzahlen, also ob er dafür neue Kredite aufnehmen will. Daß der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Rumänien ein neues Stand-by-Abkommen abschließt, gilt als fraglich, weil seit 1990 bereits fünf Abkommen gescheitert sind. Gegen einen Währungsrat aus Finanzexperten und Vertretern internationaler Finanzorganisationen sprach sich dagegen Isarescu aus. In Bulgarien hatte ein Währungsrat die Aufsicht über die Finanzen des Landes übernommen, nachdem 1996/97 die Währung Lev zusammengebrochen war.

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