: Frühjahrsputz im Nest
■ In Dithmarschen herrscht Hochbetrieb beim Storchenschutz
„Nur nicht nach unten gucken, da kann einem schwindelig werden“, rät Rolf Zietz, als die Kabine des Hubsteigers langsam aufsteigt. Hoch zu einem Storchennest, das auf einem Mast in knapp zehn Metern Höhe auf seine Bewohner wartet. „Diesen Horst habe ich neu bauen müssen“, erklärt der Vogelschützer aus Pahlkrug, während er Stroh und Schredder zwischen die geflochtenen Reisigbündel kippt, „der alte war völlig vergammelt.“
Zietz ist ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft Storchenschutz im Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Seit mehr als 20 Jahren betreut er die Zugvögel in Dithmarschen. Damals habe er erlebt, wie Nachbarn ein völlig intaktes Nest einfach vom Dach warfen. „Da taten mir die Vögel leid.“ In seinem Garten bastelte er ihnen eine improvisierte Nisthilfe aus Stroh. Die Störche kamen und blieben. Das ist nicht selbstverständlich. Denn die einst ausgedehnten Feuchtgebiete Schleswig-Holsteins gingen durch Flurbereinigung und intensive Landwirtschaft zurück. Ende der 80er Jahre brüteten hier nur noch 183 Storchenpaare. In den 30er Jahren waren es noch mehr als 2000.
„Aber es geht wieder aufwärts, allein in meinem Revier ist die Zahl der Vogelpaare von sechs auf 13 gestiegen“, sagt Zietz stolz. In jedem Frühjahr richtet er rund 20 Nester her, säubert sie vom Dreck des Winters und holt faul gewordenes Füllmaterial heraus. Dann bereitet er den Zugvögeln eine neue, komfortable Unterlage aus Schredder und Stroh, damit die Störche keine Probleme mit dem feuchten Nordseeklima bekommen. In regenreichen Sommern hat Zietz es schon erlebt, daß 50 Prozent der Jungvögel in zu feuchten Nestern verendeten.
Für den Sommer hat er daher all seine Nester bestens gerüstet, „fast wie ein Vier-Sterne-Hotel“. Wenn die ersten Störche Anfang April in Dithmarschen eintreffen, beginnt für ihn die spannendste Zeit des Jahres: „Jeden Morgen geht der erste Blick hoch zum Nest, und dann, eines Tages sind sie plötzlich da.“
Karin Henningsen
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen