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Fusion zum Energieriesen Nummer eins

■ ABB und Alstom legen ihre Stromerzeugung zum weltweit größten Energieunternehmen zusammen. Die neue ABB Alstom Power soll jährlich 450 Millionen Dollar einsparen. Stellenabbau in Deutschland nicht ausg

Zürich/Brüssel (AP/dpa/taz) – Mit einer Megafusion wollen der schwedisch-schweizerische Elektrokonzern ABB und der britisch- französische Energiekonzern Alstom das größte Energieunternehmen der Welt schaffen. Das neue Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen ABB Alstom Power wird mit rund 54.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von etwa elf Milliarden Dollar (19,8 Milliarden Mark) erwirtschaften und damit zu den globalen Marktführern in der Stromerzeugung zählen, wie die ABB und Alstom am Dienstag erklärten. Die Zusammenlegung muß allerdings noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Die Fusion könne in Deutschland zu einem weiteren Stellenabbau unter den derzeit rund 5.000 ABB- Mitarbeitern führen, erklärte der deutsche Ableger der ABB.

Das neue Unternehmen könne besser auf die Privatisierungen und Deregulierungen auf dem Markt der Energieversorger reagieren, hieß es zur Begründung für die Fusion. ABB-Präsident Göran Lindahl sagte in Brüssel: „ABB Alstom Power wird innerhalb von kurzer Zeit das kompletteste Stromerzeugungsunternehmen der Welt sein.“

Die beiden Elektrokonzerne sollen an dem neuen Unternehmen zu je 50 Prozent beteiligt sein. Die schwedisch-schweizerische ABB erhält zum Ausgleich des unterschiedlichen Geschäftsvolumens eine Barzahlung in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar. Präsident und Chief Executive Officer des Unternehmens mit Hauptsitz in Brüssel wird Claude Darmon, zur Zeit stellvertretender Konzernchef von Alstom. Die Börse reagierte positiv: Der Kurs von ABB legte am Züricher Aktienmarkt deutlich zu.

Die Firmen erwarten Einspareffekte durch die Fusion innerhalb von drei bis vier Jahren in der Größenordnung von rund 450 Millionen Dollar pro Jahr. Der neue Riese umfaßt sämtliche Alstom- Aktivitäten im Energiesektor und die gesamte ABB-Sparte Stromerzeugung. Ausgenommen sind lediglich zwei Bereiche: bei Alstom das Geschäft mit Hochleistungsgasturbinen, das an General Electric zurückverkauft wird, bei ABB die Kernkraftwerks-Aktivitäten (hauptsächlich Serviceleistungen bei Brennstoff und Modernisierung) sowie das Geschäft mit Kleinkraftwerken.

In Deutschland sind bei ABB rund 5.000 Arbeitnehmer im Stromerzeugungsbereich beschäftigt, davon 2.100 allein im Stammwerk Mannheim. Der dortige Betriebsrat der ABB Kraftwerke, Udo Belz, rechnet damit, daß die Fusion weltweit erhebliche Arbeitsplätze kosten wird. Am Standort Mannheim wurden in den vergangenen Jahren bereits drastisch Arbeitsplätze gestrichen. Der deutsche Kraftswerksbau um die ABB Kraftwerke AG mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Mark schrieb auch 1998 rote Zahlen. Auf dem Kraftwerksmarkt haben die Hersteller insbesondere durch die Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika unter Überkapazitäten zu leiden.

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