■ Filmstarts a la carte: Gegen allen Realismus
Als der amerikanische Farbfilm in den vierziger Jahren noch gut und vor allem teuer war, standen insbesondere jene Genres hoch im Kurs, die möglichst weit von der Wirklichkeit und einer eventuell damit verbundenen 'realistischen' Farbgebung entfernt waren. Stattdessen wurde Farbe als Schauwert vorgeführt: Musicals, Kostüm- und Abenteuerfilme aller Art hatten ihre große Zeit. Und der Piratenfilm als Höhepunkt der Abenteuergenres wurde zum Farbfilm schlechthin. Erst als der preiswertere Mehrschichtenfilm von Eastman Kodak dem teueren Technicolor- Verfahren den Rang ablief, wurde Farbe zur Normalität: Hollywood sah sich alsbald nach einem neuen Prestigeobjekt um und fand das CinemaScope. Doch bevor dem Piratenfilm damit endgültig der Todesstoß verpaßt wurde, schuf man bei Universal und Columbia in den Jahren 1952-54 im Rahmen der B-Film- Produktion noch einige Glanzstücke des Genres. Dazu gehört auch George Shermans „Against All Flags“ mit Hollywoods Chefpirat Errol Flynn (der hier als Undercover-Agent ins bunte Piratenleben eintaucht) und Maureen O'Hara, die aufgrund ihrer fotogenen roten Haare längst zur „Piratequeen“ avanciert war. Gemeinsam liefern sie sich ein amüsantes Duell: Sexuelle Anziehung, Sarkasmus und trotzige Dickköpfigkeit halten sich in ihrer Beziehung in etwa die Waage. Der Piratenfilm war der klassische Studiofilm: Nur im Studio besaß man die nötige Kontrolle, um die Modelle und Miniaturen von Schiffen, Festungen und Hafeneinfahrten entsprechend farbintensiv zu gestalten. Die Künstlichkeit des Dekors findet seine Entsprechung stets in der Farbe. Der wichtigste Bestandteil jedes Piratenfilms ist jedoch die Seeschlacht mit der sich daran anschließenden Enterszene. In klassischen Produktionen wie „Against All Flags“ wurden die Schlachten mit kleinen Schiffsmodellen in Bassins ausgefochten. Da man in der Trickabteilung die Modelle Stück für Stück kaputtschießen konnte, fiel das Ergebnis entsprechend eindrucksvoll aus: abknickende Masten, zerfetzte Segel, splitterndes Holz – so mag der Genreliebhaber seinen Piratenfilm. Also: Nieder mit dem Neorealismus, heißt auf die Segel und dann – Kampf gegen alle Flaggen.
„Against All Flags – Gegen alle Flaggen“ 25.3-26.3. Im Filmkunsthaus Babylon
Die Kooperation zwischen Eiszeitkino und Institut Francais erreicht mittlerweile die dritte Runde: „La danse (der Tanz) steht in der kommenden Woche auf dem Programm. Als besonders abwechslungsreich erweist sich dabei die für arte produzierte Sendereihe „Une danse, le temps d'une chanson“, in der Lieder berühmter Chansonniers wie Jacques Brel, Edith Piaf oder Boris Vian mit viel Witz und Stil choreographisch und filmisch umgesetzt wurden. So rhythmisiert zum Beispiel Claudio Pazienza zu den Klängen von Vians „La complainte du progres“ alltägliche Handlungen wie das Waschen eines Salatkopfes und läßt anstelle von Tänzern die Gegenstände tanzen.
„Une danse, le temps d'une chanson“ 26.3., 29.3; weitere Tanzfilme im Eiszeitkino vom 25.3.-31.3
Im Eiszeitkino hatte man auch gleich noch eine nette Idee und führte im Rahmen des Kinderkinoprogramms jetzt das „Lesekino“ ein. Am Sonntagnachmittag kommt deshalb Regisseur Thomas Arslan, der erst kürzlich auf der Berlinale seinen neuen Film „Dealer vorstellte, um die Kinder in die amerikanischen Südstaaten des vergangenen Jahrhunderts zu entführen. Und zwar mit Buster Keatons „Der General einem Film, der Arslan in seiner Jugend besonders gefallen hat, und mit Mark Twains Roman „Huckleberry Finn“, aus dem er einige Passagen vorlesen wird. Im April wird die Reihe fortgesetzt: Dann erzählt Jörg Buttgereit von seiner Liebe zu Godzilla.
„Der General“ 25.3.-31.3. im Eiszeitkino; am 28.3. mit Lesung von Thomas Arslan
Lars Penning
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