: Dannenwalder zogen Notbremse
■ Der kleine Ort in Brandenburg wird heute im Zweistundentakt von einem Regionalexpreß bedient. 1995 hielt hier kein Zug mehr
Eine Fahrkarte bekommt sie hier zwar nicht mehr – die muß die Reisende im Zug lösen. Doch der Bahnhof im brandenburgischen Dannenwalde liegt dennoch keineswegs am Abstellgleis. Im Gegenteil: Seit dem letzten Sommerfahrplan wird der kleine Ort im Zweistundentakt von der Regionalexpreßlinie Stralsund–Dresden bedient.
Dabei hatte die Deutsche Bahn Dannenwalde 1995 aus dem Kursbuch gestrichen: Zu wenige Aus- und Einsteiger, hieß es damals. Doch engagierte Leute sowohl aus der Gegend als auch aus dem etwa eineinhalb Zugstunden entferten Berlin setzten sich massiv für den Haltepunkt ein – und hatten Erfolg. Zunächst einen Sommer lang wurde der Fahrplan wieder geändert. Die Menschen feierten das mit einem Volksfest. Eine Fahrgastzählung der Vereine Ökosolar und Fuss e.V. belegte, daß zwischen dem 2. Juni und 28. September 1996 hier exakt 4.745 Reisende ein- und ausgestiegen waren. Die Argumentation der Bahn, es gäbe keine Nachfrage, hatte sich damit erledigt. So konnte der Verkehr weiter aufrechterhalten werden.
Den Erfolg möglich gemacht hat vor allem, daß es für Wanderer und Radler attraktiv ist, mit der Bahn in die Naturparkregion Uckermärkische Seen zu reisen. Geh- und Fahrradwege wurden erneuert und einige größere Veranstaltungen angeboten.
Im Februar 1997 gründete sich dann der Verein Umweltbahnhof Dannenwalde, in dem etwa 20 Leute aus Dannenwalde und Berlin aktiv sind. „Es geht uns darum, ein wunderschönes Naherholungsgebiet im Berliner Umland umweltfreundlich zu erschließen“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende. Im Bahnhof hat der Verein sein Büro eingerichtet, wo Touristen Informationen über die Gegend bekommen können. Hier erfährt man auch, daß in Dannenwalde gerade das Schloß in ein Naturfreundehaus umgebaut wird und es sich dort bereits jetzt preiswert übernachten und tagen läßt. (Kontakt: Tel. (030) 8817851) Doch Reisende, die es gerne etwas komfortabler haben, finden im Umweltbahnhof ebenfalls Hinweise auf Logiermöglichkeiten. Geplant ist außerdem, einen Fahrraddienst aufzubauen.
Doch auch für die ortsansässige Bevölkerung soll der Bahnhof wieder zu einem zentralen Ort werden. Überlegt wird, die leerstehenden Gebäude für eine Jugendwerkstatt zu nutzen. Und auch ein Treffpunkt für Erwerbslose ist im Gespräch. Eine Einigung mit der DB darüber gibt es bisher nicht. Noch nicht. Annette Jensen
Kontakt: Umweltbahnhof Dannenwalde e.V., 16775 Dannenwalde
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