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„Liebe taz...“ Gipfel schizophrener Annahme –Betr.: „Gott mit uns“, taz bremen vom 31.3.1999

Welch eine Osterfreude! Besser konnte das gebetsmühlenartig von Joachim Fischer bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit tapfer in der taz gemalte Feindbild der Militärseelsorge, das diesmal sogar in der schizophrenen Annahme gipfelte, „die Kirchen“ könnten „Militärminister Scharping“ – Tip: „Kriegsminister“ klänge noch um Grade besser, vor allem bei einem Softie wie Scharping – „eines Tages empfehlen, wieder –Gott mit uns' an die Koppelschlösser der Soldaten zu schreiben“, gar nicht konterkariert werden, als durch den Artikel der taz in gleicher Ausgabe. In ihm wurde überdeutlich, daß der alte Mann auf der Kathera Petri in Rom ein um einige Kaliber größerer Friedenskämpfer ist als der selbsternannte (klein-)karierte Pusdorfer Friedenskämpe mit dem Bommel auf der schottisch-karierten Schiebermütze.

Deshalb hier noch einmal zum Mitschreiben: Mit der „Militärseelsorge“ macht sich die Kirche genauso wenig zu „Handlangern des Militärs“ wie sie sich mit der Schul-, Studenten-, Krankenhaus-, Polizei- und Notfallseelsorge oder ihren Seemannsmissionen beispielsweise zu Handlangern der Polizei oder des Krankenhauses machen läßt. Sie tut mit allem nur schlicht das, was ihr aufgetragen ist, nämlich die „sieben Werke der Barmherzigkeit“ wo es zum Beispiel darum geht, Hungrige zu speisen und Gefangene zu befreien.

Diese Sonderseelsorge steht somit Menschen in extremen Situationen bei. Der Mensch bedarf erfahrungsgemäß außerdem zum personalen Glauben des Halts durch eine christliche Gruppe. In derartigen kirchlichen Zellen muß auch im Krieg das christliche Axiom wachgehalten werden, daß jeder Mensch – auch oder gerade der augenblickliche „Feind“ – ein Geschöpf Gottes ist. Daß das nicht immer und überall geschehen ist. Gott sei es geklagt. Umso wichtiger ist dieser Dienst in dieser Form heute.

Und noch eins: Auch Bommel-Fischer wird es nicht gelingen, die Militärseelsorge via Leserbriefe an die taz abzuschaffen, zumal es sie seit dem Jahre 313 gibt.

Wilhelm Tacke, Sprecher der Katholischen Kirche Bremen

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