: Antifa setzt NPD-Aufmarsch in den Sand
■ Breites antifaschistisches Aktionsbündnis verhindert NPD-Aufmarsch in Weißensee. Rechtsextreme mußten in Abspache mit der Polizei auf ein Industriegebiet nach Marzahn ausweichen. Ihre Parolen bleiben nahezu ungehört
Die Demonstration gegen den am Samstag in Weißensee geplanten NPD-Aufmarsch wird von den Veranstaltern als voller Erfolg gewertet.Meherer hundert DemonstrantInnen waren den Aufrufen des regionalen Antifaschistischen Aktionsbündnis III, der PDS und der Grünen gefolgt. Die neonazistische NPD zog es angesichts dessen vor, ihre Veranstaltung nach Marzahn zu verlegen: Auf einem brachliegenden Baugrundstück im Industriegelände hinter dem S-Bahnhof Mehrower Allee versammelten sich etwa 150 NPD-Anhänger zu einer Kundgebung, die nur eine knappe Stunde dauerte. Dabei wurden nach Polizeiangaben 41 Rechtsextreme unter anderem wegen Verstoß gegen das Uniformierungsverbot festgenommen. In Weißensee kam es wegen „wechselseitiger Körperverletzungen“ zu 15 Festnahmen von Antifaschisten und verirrten Neonazis, so ein Polizeisprecher.
Das Antifaschistische Aktionsbündnis III (AAB III) wertete es gestern als „wichtigen Teilerfolg im Kampf gegen neofaschistische Strukturen im zukünftigen Großbezirk III“, daß die NPD nicht nur aus dem Bezirk vertrieben wurde, sondern auch auf ihren Aufmarsch zugunsten einer Kundgebung verzichten mußte. „Unsere viel kritisierte Parole ,NPD-Aufmarsch verhindern‘ hat sich doch durchsetzen können“, freut sich Thomas Meier vom Aktionsbündnis. Damit derartige Erfolge nicht nur auf Weißensee begrenzt bleiben, muß nach Meiers Ansicht bei zukünftigen rechten Aktionen „in ganz Berlin geschaut werden“.
Auch der Anmelder der antifaschistischen Demonstration, der PDS-Abgeordnete Steffen Zillich, betonte gestern: „Die Bürger und Bürgerinnen in den Bezirken dürfen das selbst nicht hinnehmen“ und müßten etwas unternehmen. In diesem Punkt sei man mit den Bündnisaktionen vom Samstag zumindest in Weißensee „einen guten Schritt vorangekommen“, so Zillich. An der antifaschistischen Demonstration vom Hamburger bis zum Antonplatz hatten sich neben vielen Jugendlichen auch zahlreiche BürgerInnen aus dem Bezirk beteiligt.
Während dort ausgelassene Stimmung herrschte, zeichnete sich auf den Gesichtern der NPD-Anhänger in Marzahn Unzufriedenheit ab. Die vor allem aus Berlin und Brandenburg, aber auch aus Mecklenburg, Niedersachsen und anderen Bundesländern angereisten Neonazis waren sichtlich frustriert über ihren Kundgebungsort: Auf dem von Fabrikgebäuden umgebenen Sandplatz an der Leunaer Straße hörte niemand außer den anwesenden Polizeibeamten ihre Reden und Parolen. Wie ein Polizeisprecher vor Ort mitteilte, hatten die rechten Veranstalter ihre Kundgebung in Absprache mit der Polizei aufgrund der Situation in Weißensee kurzfristig verlegt.
Unmut entstand am Samstag über die Informationspolitik der Polizei. Insbesondere die am Pistoriusplatz zahlreich erschienenen Journalisten zeigten sich verärgert darüber, daß die Polizei bis zum Beginn der NPD-Kundgebung in Marzahn behauptet hatte, die Beamten würden „noch auf die NPD warten“. Ein Polizeisprecher hatte dann zwar mitgeteilt, daß die NPD an einem anderen Ort demonstrieren würde, wollte diesen aber nicht nennen. Dieter Neudorf
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