■ Vorlauf
: Halbe-halbe

„Benzin im Blut“, Pilot zur 8teiligen Serie, 20.15 Uhr, Sat.1

Es gibt Leute, die schauen nur Filme, in denen Autos vorkommen. Und da diese Zielgruppe ziemlich deckungsgleich ist mit den Zuschauern von Privatfernsehserien, lag es nahe, eine Serie komplett an die Rennbahn zu verlegen. Doch nur weil von der Garage des Zuschauers (Opel Astra) bis zum Auto-Quartett seines Sohns (Dragster) fast alles vorkommt, taugt „Benzin im Blut“ noch lange nicht. Sonja Kirchberger spielt Jeannine Jordan, eine Rennfahrerin, die tagsüber mit dem offenen Auto in der Kurve überholt und abends in der Badewanne telefoniert. Das soll, zusammen mit dem Spruch „Männer haben ein Problem, sie können nicht verlieren“ signalisieren: hallo – hier starke Frau. Aber letztlich ist sie mehr Frau als stark: Wenn es zu den Rennen kommt, verlieren ihre männlichen Gegner nicht. Ihr Gegenpart ist Oliver Bootz als Frank, der zwar als „saphir-äugiger Frauenschwarm“ angepriesen wird – und am laufenden Meter Statistinnen in sein Wohnmobil gelegt bekommt –, aber dennoch aussieht, als sei er gerade zu Hause ausgezogen. Und, was sind das jetzt für Menschen, die in den Kisten sitzen, welche ausschauen wie eine Mischung aus Liegerad und Mittelstreckenrakete und die es außer auf Sat.1 nur nachts auf Eurosport zu sehen gibt? Es ist wie immer in TV- Serien: Zur Hälfte sind sie wie du und ich und zur Hälfte anders. Sie haben kein Geld, aber riskieren ihr Leben, um welches heranzuschaffen. Sie haben Träume, und irgendwann klappt tatsächlich alles, was sie sich vorgestellt haben. Sie werden von familiären Konflikten getrieben, aber die sind so einfach strukturiert wie Ich-will- Rennfahrer-werden-weil-mein- Alter-Motoren-baut-und-mir- vertrauen-soll, aber der böse ältere Bruder, den man bekämpfen muß, ist schlicht Spediteur. Und der Rest ist genauso vorhersehbar. Wer am Ende tot ist, wer sich demnächst finden wird, wer der Böse ist und dafür noch seine Rechnung präsentiert bekommen wird und von wem. Das ist alles platt, aber nicht mal platt genug. Tobias Rapp