: Familiäre Herzlichkeit
■ Kammerspiele: Die neue Generation feierte ihr erstes Fest
„Es ist doch dicker und fetter geworden, als gedacht“, erklärte sich Ulrich Tukur eingangs bei seinem Publikum. Ein „Theater der Armseligkeit“, wie er es zuvor angekündigt hatte, waren die Kammerspiele am Sonntagabend weiß Gott nicht. Freunde und Künstler des Hauses hatten zur Eröffnung schön gepackte Ständchen vorzubringen. Der Anfang. Ein Fest. war reich an Musik, Kabarett und Vorfreude auf das kommende Programm.
Unter der Moderation von Matthias Beltz, der mit seinen Wortwahnwitz den Gästen ununterbrochen ins Zwerchfell biß, lief das freudige Vielerlei auf der Bühne ab. Großartige Kostproben auf kommende Veranstaltungen boten Michael Quast mit seinem Geräusch-Kabarett oder Matthias Deutschmann, dessen Name ihm immer noch Bestimmung ist, sowie Alexander Markovitch als Irrwisch am Klavier. Das Publikum verhielt sich ausgelassen familiär und freute sich an der Fadenvielfalt, mit dem das neue Team verknüpft ist. Da fehlten neben Barbara Nüsse auch Bernd Begemann nicht oder Christian Redl mit seiner Band. Schönster Aspekt der Feier war die Herzlichkeit der Teilnehmenden.
Mit viel Selbstironie wurde das Geschwirre und Geflirre des Who is who am Abend auf den Teppich gebracht. „Der Schickimickihordentreff“ (Beltz) erglänzte im Scheinwerferlicht einer unglaublichen Medienpräsenz. „Der Abend könnte auch heißen: Kameramänner bei der Arbeit“ (Quast). So war es. Der Medienauftrieb zeigt die hohe Erwartung an, die in die neue Leitung von Ulrich Tukur und Ulrich Waller gesetzt wird und die sie hoffentlich mit ihrem abwechslungsreichen Programm auch erfüllen werden.
Die enge finanzielle Situation wurde immer wieder kokett thematisiert. „Hast du dich schon bei Herrn Huhnke und Schmidt-Prange bedankt?“ (Uli T. an Uli W.). Hatte er. Viermal schon. Waller schloß nach dreieinhalb Stunden den Bühnenabend: „Wir können einfach nicht mehr. Wir wollen jetzt nur noch mit Ihnen essen und trinken.“ Das war nur der Anfang, die Kür, jetzt kommt die Pflicht. Viel Glück. Elsa Freese
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