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Humorlos, aber praktisch

■ Kunsthallen-Chef Uwe M. Schneede präsentierte den Stand beim Ungers-Bau und entwarf Grundzüge des Ausstellungsprogramms

Das Kleid ist fertig, gewirkt wird noch in den Gedärmen: Ungers Kunsthallen-Neubau zeigt sich zur Stadt hin nur noch durch ein Gerüst in seiner humorlosen Herrschaftlichkeit gestört. Der helle portugiesische Kalkstein und die quadratisch unterteilten Fensteröffnungen verströmen außen bereits ihren abweisenden Glanz eines konzeptuellen Kunstwerks.

Innen schwärmte der Kunsthallen-Chef Uwe M. Schneede gestern morgen vor einem großen Tros von Journalisten von der Flexibilität der Ausstellungsfläche, versuchte präventiv alte Kritik an dem Neubau zu entkräften und entwarf in groben Zügen die Ausstellungspolitik ab Februar 1997, dem Eröffnungstermin.

Künstler- und thematische Räume, Museen im Museum (unter anderem zu Horst Janssen), Auftragsarbeiten von Künstlern für bestimmte Plätze und Sonderausstellungen wird die Erweiterung der Kunsthalle über- und unterirdisch dann beherbergen. Den zeitlichen Bruch, der die Exponate der Altbauten von denen des Ungersbaus scheidet, legte Schneede gestern auf die Sechziger Jahre fest, also ab der sogenannten „Zweiten Moderne“. Damit wird dann der Kunst der letzten 35 Jahre beinahe genausoviel Austellungsfläche eingeräumt (5.600 qm) wie der gesamten Kunstgeschichte davor (6.000 qm). Ein deutlicheres Bekenntnis zur zeitgenössischen Kunst läßt sich kaum denken.

Als Schwergewichte benannte Schneede all die Namen, die seinem Anspruch, hier eine „internationale Gültigkeit anstrebende Sammlung“ aufzubauen, genügen dürften: Wahrhol, Beuys, Serra, Bruce Nauman, Jannis Kounellis, Donald Judd, Jenny Holzer, Cindy Sherman, deutsche Maler aus der Riege Polke, Baselitz, Richter, Hanne Darboven, Thomas Schütte, Rosemarie Trockel und so weiter. Auch bei den thematischen Gewichtungen kommt vor, was man erwarten darf: Pop Art, Concept und Minimal Art, Arte Povera, Fluxus, junge deutsche und junge amerikanische Kunst, sowie ein extra Videopavillon von Dan Graham. Zwischen noch vorzustellendem weißen Putz und dunkelgrauen Asphaltboden ist sich Schneede somit sicher, ein bedeutendes Museum der Gegenwartskunst für Hamburg aufbauen zu können.

Noch ganz unschmuck liegt das Plateau zwischen Alt- und Neubau da, dessen roter Granit von einem steinernen Spruchband von Ian Hamilton Finlay geziert werden wird. Dessen Finanzierung (290.000 Mark) ist inzwischen wohl sicher.

Ein Bistro mit vom Museum unabhängigen Öffnungszeiten soll versuchen, was auf der anderen Seite der Binnenalster dem Alsterpavillon auch schon nicht gelungen ist: Abends Menschen in die tote Innenstadt zu locken. Aber vielleicht wird es ja wenigstens tagsüber, in Erinnerung an den greisen Guy de Maupassant, ein Treffpunkt von Hamburgs Ungershassern. Maupassant ging in seinen letzten Lebensjahren immer ins Eiffelturmrestaurant Essen, weil es der einzige Platz in Paris sei, „von dem aus man diesen schrecklichen Turm nicht sieht“. Till Briegleb

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