: „Ich bin der Säzzer“
Georg Schmitz, tazler der ersten Stunde, hat sich äußerlich so gut wie nicht verändert. Vielleicht sind die Locken, die ihm auf die meist karierten Hemden oder selbstgestrickten Wollpullover fallen, etwas weißer geworden. Doch ansonsten ist der 47jährige seinem Siebzigerjahrelook sehr treu geblieben. Einzige modische Referenz: Vor sechs Jahren ließ er sich den Bart etwas stutzen.
Der 47jährige, gelernter Musikalienhändler, war der erste Setzer der taz. Er ist der Erfinder des Wortes „Säzzer“ und der fast vollständig aus dem Blatt verschwundenen „Säzzer“-Bemerkungen. „Schon in der Arbeiterbewegung waren Drucker und Setzer besonders aufmerksam und immer aufrührerisch“, begründet er seine redaktionellen Eingriffe. „Ich wollte den Lesern zeigen, daß es zwischen Autor und Leser noch Menschen gibt.“ Jetzt ist der bekennende Althippie mehr aufmerksam denn aufrührerisch. Als trouble shooter ist er für die Produktionskontrolle zuständig. Pannen, Pech und Pleiten muß er so managen, daß die Zeitung am nächsten Tag erscheint, ohne daß die Leser den Streß merken. Wobei er nach einem solchen Tag den Ärger nicht in der „Sale e tabacchi“-Kantine im taz- Parterre herunterspült, sondern sich im Garten seines Hauses am Berliner Stadtrand entspannt.
Läßt er die letzten zwei Jahrzehnte Revue passieren, vermißt er heute bei seinem Blatt „die Lust aufs Experimentieren“. Neidisch ist er auf keinen, der die taz verließ. Statt dessen ist er mächtig stolz, „den Laden mit aufgebaut zu haben“.
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