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„Die Nato ist im Unrecht“

■ Krieg ist Männersache. Oder? Die taz fragte Frauen, wie sie zum Kosovo-Krieg stehen

In der Bremer Frauenszene unkt es in letzter Zeit: Plötzlich schwenken alle Frauen, die am politischen Geschehen mitwirken um und äußern sich positiv zum Nato-Eingriff. Die taz fragt folgende Bremer Frauen: „Welche Position beziehen Sie zum Krieg im Kosovo?“

Elisabeth Motschmann, CDU: „All meine Gedanken und meine Solidarität gelten den Menschen, die unter diesem Krieg unvorstellbar zu leiden haben: Müttern, Vätern, Kindern. Meine Solidarität gilt aber auch den Soldaten der Nato, die die Einsätze ausführen müssen. Der Diktator Milosevic ist aufgefordert das entsetzliche Leid im gesamten Jugoslawien zu beenden durch politisches Einlenken.“

Helga Trüpel, Bündnis 90/Die Grünen: „Es ist wirklich eine tragische Situation, es ist eine Entscheidung, die man sich überhaupt nicht leicht machen kann. Trotzdem war ich dann, nach den Verhandlungen in Rambouillet, als klar war, daß sich Milosevic nicht auf eine Verhandlung einläßt, dafür, eine militärische Intervention zu beginnen. Jetzt unterstütze ich den 5-Punkte-Plan von Fischer zu einer politischen Lösung zu kommen, deren Ziel ist, daß die Kosovo-Albaner in ihr Land zurückkehren können.“

Erika Riemann-Noltenius, u.a. Vorsitzende des Fördervereins der Virginia-Woolf-Frauenuniversität: „Meine grundsätzliche Position ist die: Man kann niemals Frieden schaffen mit Waffen. Nur mit Verhandlungen und Gesprächen können Konflikte gelöste werden. Die Nato ist im Unrecht.“

Marina Stahmann, PDS-Parteivorstand: „Erstens, dieser Krieg ist ein Völkerrechtsverstoß, und das ist deshalb dramatisch, weil die Nato selbst entscheidet, wann für sie Völkerrecht gilt und wann nicht. Die Nato nimmt die Position einer Weltpolizei im rechtsfreien Raum ein. Zweitens, dieser als humanitäre Aktion bezeichnete Angriffskrieg hat im Kosovo bisher kein einziges Problem gelöst. Die Lage der Menschen hat sich dramatisch verschlechtert. Wie nach diesem Krieg eine Friedenslösung aussehen soll, vermag ich mir nicht vorzustellen.“

Bringfriede Kahrs, Senatorin für Bildung: „Krieg ist und bleibt verabscheuungswürdig. Aber nach allem, was wir wissen, finden im Kosovo so grauenhafte menschliche Katastrophen statt, daß der militärische Einsatz der Nato geboten erscheint – trotz aller Risiken, die er beinhaltet. Gleichwohl muß alles getan werden, um so schnell wie möglich die Waffen wieder durch Verhandlungen zu ersetzen.“

Tine Wischer, Senatorin für Frauen: „Dieser Krieg erzeugt bei mir ein Gefühl von Hilf- und Ratlosigkeit. Es ist eine Situation entstanden, in der man schuldig wird, egal, wie man sich verhält. Kein Krieg löst Probleme, auch dieser Krieg wird den Balkan nicht befrieden. Und dennoch: Was blieb zu tun, welche Alternativen gab es noch nach den verzweifelten Verhandlungen und angesichts der von der serbischen Führung zu verantwortenden Greuel? Keine.“

Vivianne Schnurbusch, taz –92--94, damals Kürzel vivA. Heute: Mitarbeiterin bei belladonna, Kultur- Bildungs- und Kommunikationszentrum für Frauen, dort Redaktion und Konzept des ersten Frauenstadt-Plans für Bremen, erscheint im Mai –99.

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