: Bauunternehmer protestieren mit rechten Parolen
■ Mittelständische Firmen machen gegen die schlechte Lage im Baugewerbe mobil
Mittelständische Bauunternehmer haben gestern die Gunst der Stunde genutzt. Während im Reichstagsgebäude unter großem Presserummel der Bundestag erstmals zusammentraf, lud ihr Interessenverband, die Fachgemeinschaft Bau, zur Demonstration zum Brandenburger Tor. Mit 500 Baufahrzeugen und zum Teil haarsträubenden Parolen protestierten Betriebsinhaber und Mitarbeiter gegen die schlechte Situation in der Bauwirtschaft.
„Ungehindert können Dumpinglöhner und Schwarzarbeiter den ehrlichen mittelständischen Bauunternehmer vom Markt jagen“, beschwerte sich Kaspar D. Freymuth, der Präsident der Fachgemeinschaft, bei einer Pressekonferenz auf dem Pariser Platz. „Die mittelständische Bauwirtschaft liegt am Boden“, so Freymuth weiter. „Diese Großdemonstration ist der verzweifelte Versuch, die deutschen, dem Wohle des deutschen Volkes verpflichteten Politiker zur Umkehr zu bewegen.“ Nach Angaben der Fachgemeinschaft stehen in Berlin 46.000 heimischen Bauarbeitern „30.000 illegale Arbeitnehmer und 30.000 Dumpinglöhner aus der EU“ gegenüber.
Freymuth war bei weitem nicht der einzige, der gestern einen solchen Ton anschlug. „Gegen Inländerdiskriminierung am Bau“ oder „Vorrang für heimische Beschäftigung“ war auf Transparenten zu lesen. Da fiel das Original kaum auf: „Arbeit zuerst für Deutsche“ hieß es auf Plakaten von der NPD.
Doch dieser rassistische Unterton traf nicht auf allgemeine Zustimmung: „Mit Ausländerfeindlichkeit wollen wir nichts zu tun haben“, sagte Gerald Rollett vom Fachverband für Beton und Fertigbauteile, einem der Mitorganisatoren. „Es gibt ja schließlich auch legale ausländische Arbeitnehmer.“ Mit einer Petition, die dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) sowie allen Bundestagsabgeordneten bereits vorliegt, wollen die mittelständischen Betriebe nun weiter Druck machen. Katrin Cholotta
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen