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Die Grauen Wölfe sind auf dem Weg zur Macht

■ Nach den türkischen Wahlen wird über eine Koalition mit den Rechten nachgedacht

Ankara/Berlin (AP/taz) – Nach dem überraschenden Wahlerfolg der ultrarechten Partei der Nationalen Bewegung (MHP) wird in der Türkei mit einer Beteiligung der MHP an der künftigen Regierung gerechnet. Parteiführer Devlet Bahceli versuchte gestern, Befürchtungen hinsichtlich des politischen Kurses zu zerstreuen. „Niemand sollte die MHP fürchten“, sagte er der Zeitung Hürriyet, „wir sind in der politischen Mitte.“ Der Kolumnist von Hürriyet, Enis Berberoglu, bezeichnete eine Koalition zwischen der Demokratischen Linkspartei (DSP) des bisherigen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit und der MHP als logisch, da beide Parteien in der Kurdenpolitik und in der Vorstellung von einem starken Staat übereinstimmten.

Nach noch unvollständigen Ergebnissen kommt die DSP auf 22 Prozent der Stimmen. Sie stellt damit 135 der 550 Parlamentssitze. Die MHP kommt auf 18 Prozent (127 Sitze). Dritter wurde die islamische Tugendpartei mit 15 Prozent (111 Sitze). Die Tugendpartei gehört neben der Mutterlandspartei und der Partei des Rechten Weges (DYP) der früheren Ministerpräsidentin Tansu Çiller zu den Wahlverlierern. Sie war im alten Parlament mit 21 Prozent stärkste Kraft. Die Mutterlandpartei liegt bei 13 Prozent (86 Sitze).

Eine deutsche Wahlbeobachterdelegation berichtete unterdessen aus dem südotanatolischen Gaziantep, Kinder hätten am Montag auf einer Mülldeponie eine große Menge ausgefüllter Stimmzettel gefunden. Auf allen Zetteln sei die prokurdische Hadep angekreuzt gewesen.

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