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Feuer und Flamme gegen Autobahn

■ Steinburger Gemeinden protestieren mit Mahnfeuern gegen Elbquerung der A 20 durch ökologisch sensible Gebiete

Mit einer 30 Kilometer langen Mahnfeuerkette haben sieben Gemeinden im Kreis Steinburg am Mittwoch abend gegen den geplanten Bau der Autobahn A 20 protestiert. Rund 1000 Bürger beteiligten sich an den Fackelzügen und markierten querfeldein den von der schleswig-holsteinischen Landesregierung favorisierten Trassenverlauf, der bei Horst die Autobahn 23 Hamburg-Itzehoe und südlich von Glückstadt die Elbe queren würde.

„Wir wollen den Politikern zeigen, daß alle Gemeinden zusammenhalten und so lange weitermachen, bis keine Autobahn gebaut wird“, sagte Andrea Kuhnke aus Sommerland. Nach dem von der Landesregierung beauftragten Gutachten sei die Glückstädter Variante die ungünstigste. „Sie ist zu teuer, verbraucht unnötig viele Flächen, und sie nutzt nicht die bereits vorhandenen Verkehrsstrukturen.“

Außerdem würden viele der kleinen Gemeinden zweigeteilt und landwirtschaftliche Flächen durchschnitten, bemängelte der Sommerländer Bürgermeister Gerd Piening. Die von vielen Kreispolitikern erhoffte Strukturverbesserung, Gewerbeansiedlung und Schaffung neuer Arbeitsplätze halten die betroffenen Bürger für einen Fehlschluß. „Die Strukturwirksamkeit von Autobahnen wird in wissenschaftlichen Untersuchungen regelmäßig verneint. Hier wird nur der Fernverkehr durchrauschen.“

Das Aktionsbündnis, zu dem sich die Arbeitskreise der sieben betroffenen Steinburger Gemeinden zusammengeschlossen haben, fordert „eine seriöse Überprüfung der Notwendigkeit des Autobahnneubaus.“ Alle Trassen führten durch viele ökologisch äußerst wertvolle und sensible Gebiete, die unwiderbringlich zerstört würden. Die Gemeindevertretungen und auch die Bürgermeister haben sich bereits einhellig gegen den Autobahnbau ausgesprochen.

Den Aufschub der endgültigen Entscheidung für eine Trasse, den das Kieler Kabinett im März beschlossen hat, bezeichnete das Aktionsbündnis als „Wahlkampftaktik“. Abgesandte aus den Gemeinden wollen künftig jede Sitzung des Steinburger Kreistages besuchen und ihren Protest vorbringen. Andrea Kuhnke: „Wir halten durch, bis wir gewonnen haben.“

Die genaue Trassenführung für eine Elbquerung der A 20 ist aber noch immer umstritten. Bislang gibt es drei mögliche Varianten. Aus Sicht des Unternehmerkuratoriums Nord ist dabei die Hamburg-nahe Alternative bei Wedel (Kreis Pinneberg) am sinnvollsten. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, Lothar Hay, hatte sich dagegen erst kürzlich für einen Bau der Elbquerung in Höhe von Glückstadt ausgesprochen.

Die RegierungschefInnen der fünf norddeutschen Bundesländer haben sich jüngst darauf verständigt, eine private Finanzierung der Elbquerung zu prüfen. Sollte es dazu kommen, würde erstmals in Deutschland ein Teilstück einer Autobahn mautpflichtig werden.

Zudem wollen sie nach Angaben des niedersächsischen Ministerpäsidenten Gerhard Glogowski (SPD) fsich für eine Fortführung der Verlängerungen der Autobahnen A 14 und A 39 bei Lüneburg in Richtung Norden stark machen. Das bedeute aber keinesfalls daß die bisherigen Prioritäten im Bundesverkehrswegeplan verändert werden sollten, betonte der SPD-Politiker. dpa

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