: Für den Einsatz von Bodentruppen
Deutsche Politiker und Journalisten bezeichnen Milosevic als Diktator, Despot, Tyrann, Massenmörder, unberechenbaren Machtmenschen usw. Dies alles ist richtig. Seine wichtigste Eigenschaft ist aber eine andere: Er ist ein faschistischer Nihilist, bereit zu sterben und die Zerstörung seines Landes in Kauf zu nehmen. Insoweit ist der Vergleich mit Hitler legitim, auch wenn die Umstände die Errichtung eines Auschwitz nicht erlauben. Seine Anhänger betrachten ihn als „heldenhaft“, und die deutschen Neonazis bewundern ihn. Auf dem Balkan wird es zu keinem Frieden ohne die totale Vernichtung des Milosevic-Regimes kommen. Auch die Leute von Seselj und Arkan sind Terroristen, Mörder, Folterer, Kriegsgewinnler, Zuhälter, Vergewaltiger, gemeine Diebe und Plünderer und gleichzeitig Desperados, bereit zu sterben.
Ähnliche, balkanspezifische Figuren, die die Deutschen nicht kennen (sie kennen eine andere Variante von Massenmördern), habe ich oft während des griechischen Bürgerkriegs bei den paramilitärischen terroristischen Banden gesehen. Keine Vereinbarung mit Milosevic auf dem Papier und keine Blauhelme können die Kosovo-Albaner vor diesen Verbrechern schützen. Nur durch den Einsatz von Bodentruppen (nicht durch die wahllosen Luftangriffe) wird es ein Ende der ethnischen Säuberung und des begonnenen Völkermords geben. Auch in anderen Ländern des Balkans warten chauvinistisch-rassistische Kräfte auf die Stunde der ethnischen Säuberung. Ein Kompromiß mit Milosevic bringt eher die Gefahr der Destabilisierung der ganzen Region mit sich. Nicht umgekehrt. Der Vergleich Kosovos mit Vietnam ist ansonsten absurd. [...] Absurd ist auch der Hinweis auf die angebliche Gefahr durch russische interkontinentale Raketen. Ich bin ein Linker, aber kein Pazifist. Von der Nazi-Besatzung in Griechenland haben mich Bomben und Bodentruppen der Alliierten befreit. Einige „Pazifisten“ kann man leicht durchschauen. Sie wollen nur Wählerstimmen von den Grünen fangen. Salman Rushdie hat in seinem ARD-Auftritt interessanterweise gezeigt, daß er die Lage auf dem Balkan besser als viele Politiker einschätzen kann. Andreas Christinidis, Linden-Hessen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen