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■ Orden statt Hoden

Soldaten sind Nutten. Allerdings nicht die klügsten. Denn während sich eine anständige Hure ihren körperlichen Einsatz vorher und gut bezahlen läßt, wird Schütze Arsch erst nach dem Stellungskrieg eventuell mit einem Stück Blech entlohnt. Orden sind die Hoden des Soldaten. Oder wie es der FDP-Verteidigungsexperte Günther Nolting ausdrückt: „Man darf die Wirkung von Auszeichnungen auf die Motivation unserer Soldaten nicht unterschätzen.“

Gleich zwei Lügen in einem Satz, das soll Wehr-Nolting einmal jemand nachmachen: Wieso eigentlich „unsere“ Soldaten? Gibt es schon eine FDP-Armee? Oder benutzt er das Possessivpronomen tatsächlich für „uns“ alle?

Und was heißt hier das sportliche Wort „Motivation“? Wenn ein Soldat mehr Menschen totmacht, bekommt er dafür mehr Auszeichnungen? Wirkt nicht die ordenbehangene Brust eines Generals immer noch obszöner als jede nackte Titte? Alles Gute kommt zurück. Deshalb drängen momentan deutsche Krieger darauf, nach dem Nato-Blitzkrieg gegen Jugoslawien den Orden „Eisernes Kreuz“ wiederaufzulegen. Für tapfere Bundeswehr-Soldaten.

Endlich ist die ordensarme Zeit der Bonner Republik vorbei, und ein Rollgriff in die Geschichtskiste öffnet die Tore zur Ehre. In der guten Tradition der dann doch nicht so ordensarmen Republik, die beispielsweise durch das Ordensgesetz vom 26. Juli 1957 den Wehrmachts-Veteranen das Tragen des „E.K.s“ gestattete, das man sich sengend und brennend beim Ostfeldzug verdient hatte. Ein Eisernes Kreuz, das zu Beginn jedes deutschen Krieges der vergangenen 130 Jahre neuaufgelegt wurde: 1870, 1914, 1939 und aktuell im Angebot: 1999. Denn wie Nato-General Klaus Naumann meint: „Das Eiserne Kreuz als Tapferkeitsauszeichnung hat eine gute Tradition in Deutschland.“ Gemeißelte Worte wie aus dem Mund des berühmtesten E.K.1-Trägers, des Gefreiten aus Braunau. Der mit seinem einen Hoden und dem Kreuz um den Hals seinerzeit Beograd in Schutt und Asche legen ließ. Michael Ringel

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