piwik no script img

Der Kühlschrank kocht mit

Der intelligente „Screenfridge“ macht Rezeptvorschläge und kauft über das Internet ein. Gestern wurde er in Hamburg vorgestellt  ■ Von Gernot Knödler

Denken Sie auch, der Fernseher sei das Zentrum einer Wohnung und der Mittelpunkt des Familienlebens? Weit gefehlt. „Wir wissen aus Untersuchungen, daß der Kühlschrank normalerweise der mit Abstand meistfrequentierte Ort im Haus ist“, sagt Ulrich Gartner vom Hausgeräte-Konzern Electrolux. Und weil das so ist, dachten sich die Ingenieure des Betriebs, könnten sie den Kühli ja gleich in ein Kommunikationszentrum für die ganze Familie oder WG umwandeln: Der „screenfridge“ weiß stets, was er im Bauch hat, geht einkaufen, nimmt Videonachrichten auf und kontrolliert den Wasserverbrauch der Spülmaschine. Sein Prototyp wurde gestern an der Elbchaussee vorgestellt.

Hervorstechendes Merkmal des Super-Kühlschranks ist ein Bildschirm, der auf Augenhöhe in die Tür eingebaut ist. Über Berührungen des Schirms wird ein 486er PC mit Internet-Anschluß und einem ganz normalen Windows'98-Betriebssystem gesteuert. Der Kühli liest die Strichcodes der Lebensmittel aus dem Supermarkt, gibt Empfehlungen, in welcher seiner Klimazonen die Sachen am günstigsten unterzubringen wären und merkt sich, was wo liegt.

Wenn der Hausmann nicht weiß, was er für seinen Nachwuchs auf den Tisch bringen soll, bittet er den Kühlschrank um Rezeptvorschläge, die jener seiner Inventarliste entsprechend auswählt. Essen am Rande des Verfallsdatums wird er trickreich unterzubringen versuchen; fehlende Zutaten können angetippt und per Tele-Einkauf direkt beim Supermarkt bestellt werden.

Er könne sich vorstellen, daß der Handel – ähnlich wie bei Mobiltelefonen – einen Teil des Anschaffungspreises für einen solchen intelligenten Kühli übernehme, ließ Entwicklungsmanager Adam Fjaestad aus Stockholm die Presse wissen. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen, ob der Screenfridge überhaupt gebaut werde, sprach er von der Kühlschranktür, live übers Internet.

Bereits vor zwei oder drei Wochen sei der kluge Kühlschrank mit großem Erfolg in Orlando/Florida vorgestellt worden, ergänzte Fjaestads US-Kollege Tony Evans: „Man hat ihn keineswegs als Spielzeug betrachtet.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen