: Staunen, kokettieren, werben
Drei von fünf PräsidentschaftskandidatInnen stellen sich der HWP vor ■ Von Karin Flothmann
Sie gilt als kleine, feine und flinke Kaderschmiede, die Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP). Mit Kurzstudiengängen setzte sie als eine der ersten Unis Deutschlands aufs zügige und praxisorientierte Studium. Und schnell und pragmatisch sucht sie derzeit einen neuen Chef. Denn schon zum 1. Juni wechselt Noch-Präsident Lothar Zechlin nach mehr als sieben HWP-Jahren an die Uni Graz. 18 Menschen bewarben sich um den freiwerdenden Posten, sechs wurden zum Gespräch geladen, einer sagte kurzfristig ab. Gestern präsentierten sich die ersten drei KandidatInnen der Hochschulöffentlichkeit und versuchten darzulegen, warum sie das höchste Amt der kleinsten Uni Hamburgs anstreben.
„Die Universität nimmt in wachsendem Maße teil an der Entwicklung einer Zukunftsgesellschaft“, lautet etwa das Credo von Wolfgang Schütte. Als Professor arbeitet der 51jährige Jurist und Erziehungswissenschaftler seit 1985 an der Hamburger Fachhochschule und baute dort zwei neue Studiengänge im Bereich der Gesundheitswissenschaften auf. Die Strukturdebatte der HWP ist ihm vertraut. Rhethorisch geschliffen und souverän führte Schütte gestern vor, wie er als Unichef agieren würde. Offene Diskussionsangebote stehen bei ihm im Vordergrund. Als Chef einer Uni könne er nicht regieren, sondern nur Rahmenbedingungen schaffen. „Dieses Amt lebt davon, Kommunikation zu ermöglichen und zu gestalten.“
Sybille Raasch wurde konkreter. Sie kokettierte mit ihrem Heimvorteil, denn die Rechtswissenschaftlerin arbeitet seit vier Jahren als Professorin an der HWP und ist Sprecherin des Schwerpunkts „Geschlechterverhältnisse/Frauenforschung“. Raaschs Anliegen ist es, „das P in unserem Namen, die Politik, stärker sichtbar zu machen“. Vor allem auf die Lehre will die 49jährige ihren Blick lenken. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Finanzierung. „Hier kommen wir ums Sponsoring nicht herum.“
Im Gegensatz zu Schütt ging Raasch auch auf Hindernisse ein, die vor ihre Kür zur Präsidentin stehen könnten. Kollegen hätten ihr erzählt, sie sei zwar einsatzfreudig und durchsetzungsfähig, doch nicht kommunikativ und kooperativ genug. Ihr Kommentar: „Komisch, üblicherweise wird Frauen das umgekehrte bescheinigt.“
Überzeugten Schütt und Raasch durch Kompetenz und klare Worte, so ließ Michael Morath all dies vermissen. Der 56jährige Verhaltensbiologe interessiert sich insbesondere für „humanbiologische Grundlagen und ihre Wirkung auf unsere Wirtschaft“. Wie er diesen Ansatz mit den Aufgaben eines Unichefs verbinden will, ließ er offen. Frauenförderung bedeutet für ihn die Schaffung von Kindergärten, um studentische Mütter zu entlasten. Und alle Errungenschaften der HWP nötigten dem Mann, der in Mainz immerhin Präsident der FH ist, in erster Linie ungläubiges Staunen ab.
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