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„Liebe taz...“ „Daumenschrauben für Friedenswinsler“ –Betr.: „1. Mai, Antifa und der Krieg im Kosovo“, taz Bremen vom 3.5.

Wo zeigen die Grünen noch ein friedenspolitisches Profil? Bestimmt nicht mit so einer armseligen Argumentation wie der von Fücks. Sie unterscheidet sich in keinem Deut von der der SPD/CDU und anderer NATO-Strategen. Fücks scheint es wichtiger zu sein, sich von der NPD abzugrenzen, als Beiträge zu liefern, wie der Konflikt ohne Waffen beizulegen ist. Erkenntnisse der Friedens- und Konfliktforschung scheinen ihm fremd zu sein.

Weil die NPD gegen NATO-Angriffe ist, lautet anscheinend für ihn die Antwort auf die Frage „Was tun?“ natürlich dafür zu sein. Das hätte ich den Grünen nicht zugetraut, daß sie die Antikriegsbewegung an die Nazis abtreten.

Fücks setzt endlich den „Friedenswinslern“ die Daumenschrauben an, indem er sie in die argumentative Nähe von Nazis rückt. Wenn Bomben fallen, gibt es keine Denk- und Spielräume mehr. Daß sie den Grünen ebenfalls abhanden gekommen sind, beweist die Argumentation von Fücks. Daß die Friedensbewegung gespalten ist, ist auch den Grünen zu verdanken. Indem sie sich zu Fürsprechern der Bombenwerfer machen, disqualifizieren sie sich, anstatt die, sich im Aufbau befindlichen Basisbewegungen in ihrem friedenspolitischen Diskurs zu unterstützen.

Durch das Herunterbeten der Rechtfertigungen werden die Bombenangriffe auf Jugoslawien auch nicht „humaner“. Der Gegensatz „bestialisch“, also schmutzig, und „Intervention“, also sauber, verharmlost die Bombenangriffe und offenbart primitives Schwarz-Weiß-Denken. Mich beschleicht der Verdacht, daß sich die Grünen in den Chor der Kriegsrechtfertiger einreihen, um nicht aufgrund von Profillosigkeit in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken. Boris Radivoj

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