: Gartentisch aus dem Tropenwald
Robin Wood protestiert in Lockstedt gegen Verkauf von Raubbau-Holz ■ Von Heike Dierbach
„Ich dachte, das Thema Tropenholz ist durch.“ Nachdenklich steht der ältere Kunde neben seinem Auto, den gerade gekauften Kanister Farbe in der Hand, und starrt auf die Transparente an der Fassade des Baumarktes. „Wie versprochen, so gebrochen“, prangt es dort schwarz-rot auf weiß, und „Kein Tropenholz aus dem RaubBAUHAUS“. Vor dem Eingang zum Gebäude mahnt ein drei Meter breiter Baumstumpf aus Pappmaché. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood protestierte damit gestern vor dem Lokstedter Filiale der Heimwerkermarktkette.
„Versprochen“ hatte Bauhaus 1993, „kein Tropenholz mehr für Kunden verfügbar zu machen“ – „unter Inkaufnahme erheblicher wirtschaftlicher Nachteile“, wie der Konzern damals betonte. Pünktlich zur Gartenmöbelsaison habe Bauhaus nun aber doch die Tropenhölzer Teak, Yellow Balau und Iroko im Angebot, kritisiert Christoph Meyer, Tropenwald-Experte von Robin Wood. Seine Organisation forderte deshalb gestern mit zeitgleichen Aktionen in Bremen, Berlin und Frechen bei Köln vom Konzern, sofort aus dem Tropenholzhandel auszusteigen und den Erlös aus dem Verkauf der noch vorhandenen Ware für den Erhalt des Regenwaldes zu spenden.
Geschäftsleiter Matthias Reich gab sich am morgen erst einmal ahnungslos: „Raubbau-Holz sollen wir im Angebot haben?“ zischte er um Fassung ringend ob der Umweltschützer auf seinem Dach. Und: „Haben Sie überhaupt eine Genehmigung?“ Im Verlaufe der Aktion und nach einigen Telefonaten mit der Bauhaus-Zentrale in Mannheim, wurde sein Ton dann aber sukzessive freundlicher, bis hin zu einem einladenden „Sie dürfen hier gerne demonstrieren“.
Während die KundInnen vor den Filialen über Raubbau informiert wurden, verhandelte die Zentrale von Bauhaus mit der der Umweltschutzorganisation. Am Nachmittag schließlich räumte das Unternehmen ein, daß es tatsächlich Tropenholz verkaufe. Dieses käme aber von Lieferanten, die das Gütesiegel des Forest Stewartship Council (FSC) für Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung besitzen – eine Behauptung, die Meyer bezweifelte: „Die Lieferanten von Bauhaus haben uns selbst bestätigt, daß ihre Ware nicht FSC-zertifiziert ist.“ Sollte dies zutreffen, so die Bauhaus-Geschäftsführung, werde man diese Produkte aus dem Sortiment nehmen. Robin Wood beendete daraufhin die Aktion.
Der FSC ist eine Art „internationaler Wald-TüV“, in dem Umwelt-, soziale und wirtschaftliche Interessengruppen paritätisch vertreten sind. Das Siegel bekommt nur, wer nachhaltige und effiziente Holzwirtschaft betreibt, nationale Gesetze und traditionelle Rechte der lokalen Bevölkerung beachtet und Sicherheitsstandards für die Arbeiter einhält. Eine ähnliche Erklärung wie jetzt Bauhaus hat im vergangenen Jahr – ebenfalls nach einer Aktion von Robin Wood – die Heimwerkermärkte-Kette Praktiker abgegeben.
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