: Der Streß mit dem Fest
Für gut 2000 Menschen bedeutet der Hamburger Hafengeburtstag jedes Jahr hauptsächlich eines: harte Arbeit ■ Von Herdis Lüke
Der schöne Schein trügt. Seit gestern abend steigt in Hamburg der 810. Hafengeburtstag: Schiffe laufen im Korso ins Hafenbecken ein und wieder aus, am Himmel kreisen Hubschrauber, Ballons steigen auf. An Land drängen sich BesucherInnen vor Imbiß- und Getränkebuden, Schaugeschäften und Musikbühnen. Die drei Kilometer lange Meile ist für den Verkehr gesperrt. Vergnügen, wo man hinsieht. Doch für rund 2000 Menschen ist das Fest jedes Jahr harte Arbeit.
Die Hamburg Messe, die im Auftrag der Stadt seit 1994 die dreitägige Party organisiert, hat eine Mammutaufgabe zu bewältigen. „Die Tücken stecken im Detail“, berichten Sonja Tegtmeyer und Martin Greve, die als Objektleiter unter anderem für den Hafengeburtstag verantwortlich sind. „Auflagen, Regeln, Sicherheitsbestimmungen und wirtschaftliche Interessen setzen der Kreativität Grenzen. Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße, der Betrieb muß weitergehen. Jedes Schiff läuft nach festen Plänen, jede Reederei rechnet auf die Minute, die Arbeit darf nicht unterbrochen werden.“ Deshalb sei es so wichtig, alle relevanten Behörden und Unternehmen zum Mitmachen zu bewegen.
„Als wir mit unseren Ideen ankamen, wie wir den Hafengeburtstag wieder zu einem echten maritimen Ereignis machen wollten, meinten viele, das sei nicht zu realisieren“, sagt Dreve. „Heute sitzen wir mit allen beteiligten staatlichen, kommunalen und privaten Organisationen in Arbeitsgruppen zusammen und versuchen, die Ideen gemeinsam umzusetzen.“ Zwischen 60 und 70 Leute redeten sich da schon mal die Köpfe heiß. Rund 2000 Menschen seien jedes Jahr direkt und indirekt mit der Organisation des Hafengeburtstags beschäftigt.
Es gibt viel zu bedenken, damit zu Wasser, zu Lande und in der Luft alles reibungslos klappt. Ob Flugsicherung, Oberhafenamt, Gartenbauamt oder Polizei, Feuerwehr und Zoll, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) oder der Hamburger Verkehrsverbund, die Reedereien, Werften, Speditionen und Lagerhausgesellschaften oder die Seemannsmissionen und Kirchen: Jeder einzelne Programmpunkt muß abgesprochen und organisiert, die entsprechenden Genehmigungen müssen eingeholt und die strikten Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.
Mit einem Etat von 800.000 Mark ist ein solches Mammutfest kaum zu finanzieren. Das Geld geht fast ausschließlich für strukturelle Maßnahmen drauf wie Müllentsorgung, Lotsen, Schleppper oder Festmacher, für die Versorgung der Schiffe mit Wasser und Strom, für Beschilderung und Absperrmaßnahmen, für Toiletten, Beschallung oder Gebühren und schließlich das Feuerwerk. Zwar nimmt die Messe durch die Vermietung der Stände auch Geld ein, aber „ohne das Engagement der Sponsoren gäbe es keinen Hafengeburtstag. Auf der anderen Seite zieht der Hamburger Hafengeburtstag jedes Jahr mehr als eine Million Besucher an und hat damit eine ungeheure Werbewirkung“, sagt Greve.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen