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Der gemischte Riese soll sich radikal ändern

■ Veba will sich angeblich auf die Bereiche Energie und Chemie konzentrieren

Berlin/Düsseldorf (taz/rtr) – Der viertgrößte Industriekonzern Deutschlands soll grundlegend umgekrempelt werden. „Veba führt zur Zeit eine intensive Strategiediskussion auf der Basis der im vergangenen Jahr präzisierten Schwerpunkte Energie, Chemie und Telekommunikation“, sagte Konzernsprecherin Marie-Luise Wolff am Samstag. Laut einem Bericht des Spiegel von heute soll der Mischkonzern regelrecht zusammengestutzt werden. Nur noch die beiden Geschäftsfelder Energie und Chemie sollen übrigbleiben. Alle anderen Bereiche stehen für Veba-Chef Ulrich Hartmann angeblich zur Disposition: So solle die Mobilfunktochter E-Plus langfristig an die Börse gebracht werden, und das TV-Kabelgeschäft sowie die gesamte Elektronik-Sparte sollten veräußert werden. Auf der Streichliste stünden auch Teile des Stammgeschäfts der Veba Oel und der verlustreiche US-Silizium-Wafer-Produzent MEMC.

Die konkreten Details und den Umfang der Verkäufe wollte die Veba-Sprecherin jedoch nicht kommentieren. Laut Spiegel will der 60jährige Hartmann die weitreichenden Pläne schon in den nächsten Wochen vom Aufsichtsrat absegnen lassen. Bisher war er eher durch Zukäufe aufgefallen.

Die Veba war ursprünglich ein Mischkonzern im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Vorläufer wurde schon 1929 als Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks-Aktiengesellschaft gegründet, ein Sammelsurium notleidender preußischer Staatsunternehmen. 1965 ging die Veba AG an die Börse. Seitdem besitzen viele Kleinaktionäre das Unternehmen, das 1998 mit knapp 117.000 Beschäftigten einen Gewinn von 2,25 Milliarden Mark bei einem Umsatz von knapp 84 Milliarden Mark erwirtschaftete. Einziger größerer Aktionär ist mit gut 10 Prozent die Allianz Versicherung über eine Münchner Holding.

Die gewinnträchtigste Sparte ist mit Abstand der Stromkonzern PreussenElektra. Er ist gleichzeitig der größte AKW-Betreiber der Republik. Aber auch die Chemie ist mit der Degussa-Hüls AG nicht zu verachten. Die Veba Oel AG wiederum betreibt mit Aral das größte Tankstellennetz des Landes. Die Handels- und Dienstleistungsabteilungen Stinnes und Raab Karcher zählen ebenfalls zu den Großen ihres Marktes. rem

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