: Die zweite Unichefin
■ Die Hamburger HWP kürt Dorothee Bittscheidt zu ihrer neuen Präsidentin
Ab dem 1. Juni werden in Hamburg zwei Frauen an der Spitze einer Hochschule stehen. Neben Adrienne Goehler, die seit zehn Jahren die Geschicke der Kunsthochschule (HfbK) lenkt, wird dann Dorothee Bittscheidt präsidieren, und zwar als Chefin der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP). Gestern kürte das Konzil die 56jährige mit 23 von insgesamt 31 Stimmen zur neuen Chefin. „Ein außergewöhnliches Wahlergebnis“, kommentierte Vizepräsident Jürgen Daviter. So eindeutig fiel bisher noch keine Wahl für eine Externe aus, die ihre Sporen nicht an der HWP verdient hat.
Auch Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) sieht das so. Mit der Wahl einer Frau hätten Hamburgs Unis „einmal mehr ihre Fortschrittlichkeit unter Beweis gestellt“, erklärte sie. Noch-Präsident Lothar Zechlin, der als Chef an die Uni Graz wechselt, gratulierte aus anderem Grund erleichtert. „Sie bringen als neue Präsidentin etwas mit, was ich nicht hatte“, bescheinigte er der promovierten Sozialwissenschaftlerin: „Sie haben Erfahrungen aus der Praxis.“ Nachdem sie elf Jahre in Forschung und Lehre gearbeitet hatte, leitete Bittscheidt von 1980 bis 1993 zuerst das Hamburger Amt für Jugend, später das für Soziales. Sie wirkte daran mit, daß die Heimerziehung in der Hansestadt reformiert wurde, in ihre Amtszeit fiel auch die Errichtung der ersten Pavillondörfer für Flüchtlinge.
1993 ging Bittscheidt für vier Jahre nach Kiel, um im Ministerium für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit als Staatssekretärin zu wirken. Hier weitete sie ihre Kompetenzen auf die Bereiche Arbeitsmarkt und Gesundheit aus – zwei Gebiete, die der HWP aufgrund ihrer Studiengänge nahe liegen.
„Ich habe ein wenig Erfahrung darin, Themen aufzugreifen, den Konflikt zu suchen, wo er nötig ist, und eine Lösung zu finden“, untertreibt Bittscheidt ihre Fähigkeiten. Die Zukunft der HWP, davon ist sie überzeugt, „hängt von ihrer Unverwechselbarkeit ab“. Und für die wird sie Sorge tragen, das hat sie schon bei ihrer Kandidatur klar gemacht. Karin Flothmann
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