: SV Werder sucht Sportdirektor
■ Krisengeschüttelter Verein will obere Entscheidungsebenen komplett umkrempeln / Manager fordert mehr Macht / Vize Fischer dankt ab
Der Rücktritt von Cheftrainer Felix Magath hat beim krisengeschüttelten SV Werder Bremen hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Bevor die in den Startlöchern sitzenden Kritiker des Präsidiums – seit über 25 Jahren mit Franz Böhmert an der Spitze im Amt – auf den Plan treten und ihre „Giftpfeile“ in Richtung Vereinsführung abschießen konnten, kündigte Manager Willi Lemke eine Struktur-Reform des im vergangenen Februar 100 Jahre alt gewordenen Clubs an. „Ich könnte mir einen erweiterten Vorstand, einen Aufsichtsrat und die Umwandlung des SV Werder in eine Kapitalgesellschaft vorstellen. Und alles kann ganz schnell gehen“, meinte Lemke gestern. Auch ein Sportdirektor wird gesucht, damit die jüngsten Fehlgriffe bei Trainer- und Spielerverpflichtungen seit dem Ende der Rehhagel-Ära gestoppt werden. Ein Kandidat soll Ex-Nationalspieler und Torwarttrainer Dieter Burdenski sein.
Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sollen am 24. Juni – zwölf Tage nach dem Pokalfinale gegen den neuen Deutschen Meister FC Bayern München – die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt werden. Diesen Termin legte der Ältestenrat des Vereins am Montag abend fest. In einem in der Mittwochausgabe der Zeitung „Die Welt“ erscheinenden Interview erklärte Präsident Franz Böhmert: „Meine Verbindung zum SV Werder wird immer bleiben. Wenn die Mitglieder mich wollen, rede ich gerne darüber. Aber ich klebe an keinem Amt. Ich habe genug Hobbys.“ Sein „Vize“ Klaus-Dieter Fischer bekräftigte dagegen gestern unmißverständlich seinen Rückzug: „Ich stehe in Zukunft nicht mehr zur Verfügung.“
Für ein Amt im neuen Vorstand wurden bereits die Namen von Bürgerschafts-Vizepräsident Claus Dittbrenner, Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig, Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier, Stadionbauer Kurt Zech und Theater-Direktor Klaus Pierwoß gehandelt. Dieses Quintett ist dem SV Werder schon seit langem engverbunden. Sie könnten zu der angestrebten veränderten Unternehmungsstruktur beim SV Werder entscheidend beitragen. Böhmert dazu: „Über Namen sollen andere spekulieren.“
Lemke, der nach dem Ausscheiden von Trainer Felix Magath dem Präsidium seinen Rücktritt angeboten hatte, beansprucht in Zukunft Sitz und Stimme in der Führungsetage. „Ich bereite hier alle Entscheidun-gen vor und darf anschließend nicht mitabstimmen. Ein Unding, das geändert werden sollte“, meinte der Manager. dpa
Das Heimspiel gegen Schalke 04 dauerte bei Readaktions-schluß noch an.
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