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Familienförderung bei Bremer Physikern

■ Didaktik-Professor verschaffte seiner Tochter ein 60.000-Mark-Stipendium an seinem Fachbereich / „Rechtlich einwandfrei“, aber „ungeschickt“, sagen Kollegen

Am Fachbereich Physik/Elektrotechnik der Universität hat sich Unmut breit gemacht. Die Tochter von Didaktik-Professor Stefan von Aufschnaiter hat ein 24-monatiges Postdoktoranten-Stipendium bewilligt bekommen – aus einem Haushaltstopf des Fachbereichs, über den ihr Vater bestimmen kann. Seit Februar und für insgesamt 24 Monate bekommt sie nun monatlich 2.490 Mark, um Veröffentlichungen vorzubereiten und Forschungsanträge auszuarbeiten. Das Stipendum soll nie ausgeschrieben worden sein.

Dem Sprecher des Fachbereichs, Jürgen Gutowski, muß bei der Vergabe unwohl gewesen sein: Ein kurzes Abnicken seinerseits hätte das Stipendium bestätigt, doch er fragte lieber seinen Fachbereichsrat. Mit sieben gegen zwei Stimmen bei einer Enthaltung wurde der Vergabe zugestimmt. Eine Gutachterin Barbara Schenk aus Hamburg hatte vorher die Förderwürdigkeit der Nachwuchswissenschaftlerin bestätigt. Professor Aufschnaiter sagte außerdem vorsorglich zu, daß eine spätere Beschäftigung seiner Tochter im „Institut für Didaktik der Physik“ aus Mitteln der Universität ausgeschlossen werde.

„Wenn ihr das nicht macht, lasse ich mich pensionieren“, soll der Vater in einer Runde mit Kollegen gesagt haben. Das hätte weitreichende Folgen für sein Institut: Das derzeit weltweit größte Institut für Dialektik der Physik soll bald von drei auf eine Professoren-Stelle eingedampft werden – mit Aufschnaiters Weggang würde der Abgesang der speziellen Lehrerausbildung beschleunigt.

Ein weiterer Grund für die zähneknirschende Zustimmung der Kollegen: Rechtlich ist die Vergabe von Stipendien an Familienmitglieder einwandfrei. Das sagen sowohl Universitätsleitung als auch Fachbereichssprecher Gutowski. Doch über den Topf, aus dem das 60.000-Marks-Stipendium gespeist wird, entscheidet Vater Aufschnaiter: Nach 16 Jahren als FB-Sprecher hat er als „Sonderziehungsrechte“ im Globalhaushalt des Fachbereichs eingeräumt bekommen – aus Dankbarkeit und weil er jahrelang nicht forschen konnte.

„Die überwiegende Meinung unter den Kollegen ist“, sagt Physik-Professor Gerd Czycholl, „daß die Vergabe ungeschickt ist, aber nicht anrüchig. Er muß selber wissen, was er tut.“ Sein Kollege Hans Niedderer, einer der zwei Kollegen im Didaktik-Institut, sagt, er habe Aufschnaiter „etwas anderes empfohlen“. Doch die Arbeit der Tochter sei „sehr gut“, sie sei „sehr tüchtig und belesen“. Für eine ambitionierte Wissenschaftlerin in dem Bereich sei es nur nachvollziehbar, daß sie am renommierten Bremer Institut arbeiten wolle.

Zumindest in den ersten drei Monaten firmierte der Vater auch als Betreuer der Tochter. Erst als die Verlängerung des Stipendiums auf 24 Monate anstand, wurde eine neue Betreuerin an der Uni Hamburg gefunden: die Hamburger Stipendien-Gutachterin Barbara Schenk. Sie hatte auch die Promotion der Tochter im Januar 1999 geleitet – Vater Aufschnaiter war als Doktorvater seiner Tochter aufgetreten und erst im letzten Moment aus der Prüfungskommission ausgebremst worden (die taz berichtete).

„Ich war lange Jahre Sprecher des Fachbereichs“, sagt Aufschnaiter zu dem Verfahren, „ich habe wohl eine Menge Leute gekränkt“. Daß nun die Geschichte um das Stipendium seiner Tochter öffentlich gemacht wird, ist für ihn ein „böswilliger Rachefeldzug. Ich finde das skandalös“. Christoph Dowe

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