Krieg anderswo
: Zerrissenes Somalia

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 29

Vor sechs Jahren war es der Brennpunkt der außen- und verteidigungspolitischen Diskussion in Deutschland – heute ist Somalia völlig in Vergessenheit geraten.

Doch noch immer hat das Land keine Regierung – ein Zustand, der seit dem Sturz des Diktators Siad Barre durch Rebellengruppen Anfang 1991 andauert. Nach Barres Sturz zerfiel das Land in Herrschaftsgebiete unterschiedlicher bewaffneter Gruppen – der Norden spaltete sich gar völlig als „Republik Somaliland“ ab. Die rivalisierenden Warlords stritten sich vor allem um die Kontrolle der Häfen und der wenigen fruchtbaren Gebiete des größtenteils aus Wüste bestehenden Landes.

Weil inmitten dieses Krieges die Menschen 1992 begannen, zu Tausenden an Hunger zu sterben, versuchte die Weltgemeinschaft unter US-Führung, mit einer massiven Militäroperation das Land zu befrieden. In Ermangelung eines politischen Konzeptes geriet diese „humanitäre Intervention“ zu einem eigenen blutigen Krieg mit Tausenden Toten. Die UNO zog 1995 ab, ohne auch nur eines ihrer Ziele erreicht zu haben.

Seitdem ist Somalia sich selbst überlassen. Die Warlords haben sich in dem staatenlosen Zustand des Landes gut eingerichtet – sie können ungestört ihren Geschäften nachgehen, ohne sich mit den lästigen Pflichten einer formellen Regierungsbildung abgeben zu müssen. In den letzten Monaten hat sich die Lage wieder zugespitzt, da Somalia in den Strudel des Krieges zwischen Äthiopien und Eritrea zu geraten droht. Weil Äthiopien gewisse Milizen im Süden des Landes gegen den Warlord Hussein Aidid unterstützt, wird Aidid nun angeblich von Eritrea aufgerüstet. Der sich anbahnende größere Konflikt hat vor kurzem einen der Warlords, Osman Ato, dazu bewogen, eine neue internationale Militärintervention zu fordern, um Somalia „vor neuem Blutvergießen zu retten“. D. J.