: Vollgedröhnt im Auge des Riffs
■ Nebula und Unida – ein Sound, so knarzend altmodisch wie aus den 70ern, der sich nicht Stoner Rock, sondern Rock 'n' Roll nennt
Stoner Rock heißt nicht umsonst so. Schwer, steinschwer ist das Zeug, die Gitarren so breit wie von hier bis zum nächsten Betäubungsmittelgesetz, die Soli ausufernd, und so was wie ein Songaufbau wird meistens als überflüssig erklärt. Rollen muß es und dröhnen und donnern, von Anfang an bis zur Unendlichkeit und wieder zurück. Das wissen natürlich auch Nebula. Das kommt von der Vorbildung. Jedes der drei Mitglieder hat irgendwann einmal zuvor bei Fu Manchu gespielt, die nach der Auflösung von Kyuss mittlerweile so etwas wie den Vorsitz der ganzen Szene übernommen haben.
Gitarrist Eddie Glass sagt über seine alte Band, mit denen habe er „drei Alben gemacht mit Verzerrer ohne Pause“, jetzt sei man an etwas mehr Abwechslung interessiert. Das bedeutet aber nur, daß er den Verzerrer sehr, sehr selten auch mal ausschaltet, dafür öfter sein WahWah-Pedal durchtritt und noch seltener die Gitarre gegen eine Sitar tauscht, die er im Indienurlaub erwarb. Mehr als ein Gimmick ist das nicht, hervorstechend bleibt der satte, knarzend altmodische Gitarrensound, mit dem man – haste nicht gesehen – zurück in einen mit Eierkartons gedämmten Übungskeller der 70er gebeamt wird. Oder wahlweise auch in eine Garage der 60er. Glass erklärt diesen perfekt reproduzierten Klang allerdings damit, daß die Band ihr Debüt selbst abgemischt hat: „Wir haben wirklich wenig Ahnung vom Produzieren.“ Egal, wie es zustande kam, das Ergebnis zählt.
Ganz zu Beginn hatten Nebula mal ein paar Auftritte mit Scott Reeder, dem Ex-Bassisten von Kyuss, gespielt. Der muß, wenn er nicht gerade bei den Earthlings mittut, nun meistens in der Kleintierhandlung seiner Gattin aushelfen, aber das bringt uns zu Unida. Denn auch die kommen nicht ohne gutausgebildetes Personal aus, und das hat bei Kyuss gelernt.
Unida sind die neueste Errungenschaft von John Garcia, dem Sänger der verblichenen Wüstenrock-Legende. Direkt nach deren Ende hatte er Slo Burn aufgemacht, die eine Mini-LP herausbrachten und sich ebenfalls prompt auflösten. Das hat Garcia den Ruf eines etwas sprunghaften Zeitgenossen eingebracht.
Nun sagt er: „Es gibt keinen Stoner Rock. Das ist doch alles Scheiße, ich habe damit nichts zu tun. Es ist Rock 'n' Roll, Ende.“ Das ist natürlich wahr. Einerseits. Andererseits ist es natürlich Quatsch. Daß Stoner Rock nur einer von vielen neuen Begriffen für das immer gleiche Wörtchen aus den 50ern ist, wußte man auch schon vorher. Aber Unida hören sich nur unwesentlich mehr nach Black Sabbath an, als Kyuss es taten, sind ein wenig bluesiger, auch eher Heavy Metal, aber damit hat es sich dann auch schon. Zwar sind die Songs prinzipiell kompakter, und Garcias Stimme steht mehr im Mittelpunkt, aber auch Unida können manchmal nicht mehr aufhören, um ihren einen Riff zu kreiseln, bis einem schon vom Zuhören ganz schwummerig wird.
„Rauchen die alle so viel Hasch“, fragte die Metal-Postille Kerrang! angesichts solcher Musik und der in der Szene grassierenden Inzucht, „daß sie vergessen, in welcher Band sie spielen?“ Die Antwort ist: Auch das Publikum raucht immer so viel, daß es nicht mehr mitkriegt, aus welchem Grund genau es jetzt gerade den Überblick verloren hat. Sicher ist immerhin: Wer der Musik wirklich zuhört, dem wachsen die Haare viel schneller. Versprochen. Thomas Winkler
Nebula und Unida: 17. 5., 21 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg
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