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■ Israel: Die Wahl wird den Friedensprozeß nicht gefährdenGroße Koalition der Versöhnung

Wenn Israels Wahlberechtigte heute den Gang zur Urne tun und ihre Stimme ihrem Kandidaten für das Amt des Premierministers geben, dann treibt die einen, das Gesicht der Gruppe zu wahren, während die anderen um den gesamten Staat besorgt sind. Wie nie zuvor in der Geschichte Israels sind die Wahlkampfparolen nicht auf Inhalte, sondern auf Personen ausgerichtet, genauer: auf eine Person – Benjamin Netanjahu.

Mit Netanjahu steht und fällt das Selbstwertgefühl des „Pöbels“, wie inzwischen beide Seiten die Wähler des rechtskonservativen Kandidaten nennen. Wobei die, die gemeint sind, von sich sagen: „Wir sind stolzer Pöbel.“ Diese Definition durch eine bekannte Schlager-Interpretin wirkte letztlich kontraproduktiv.

Wer sich mit Netanjahu identifiziert, gehört zu den Unterdrückten, den Schwachen, über die gelacht wird und die dem Spott ausgesetzt sind. Jeder Angriff gegen Netanjahu garantiert ihm neue Stimmen aus dem Lager derjenigen, die unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden und sich selbst allzu gern als die Angegriffenen betrachten. In einem Land, dessen Bevölkerung sich mehrheitlich aus Immigranten zusammensetzt, mangelt es an solchen Leuten nicht. Das Gefühl, permanent einer Bedrohung ausgesetzt zu sein, bestimmte letztlich Netanjahus Politik: eine Politik der Härte und Kompromißlosigkeit, die auf Angst gebaut war.

Nur wer selbstbewußt und souverän ist, kann Risiken eingehen und dem Gegner einen gleichberechtigten Platz einräumen, anstatt endlos seine Machtposition demonstrieren zu müssen.

Ginge es um den Frieden in Israel, dann wären die Mehrheitsverhältnisse eindeutig. Doch egal unter welchem Premierminister – der Friedensprozeß wird in jedem Fall fortgesetzt werden. Die Zielvorstellung beider Kandidaten ist nahezu identisch; unterschiedlich ist einzig ihr Weg. Während Netanjahu Kompromisse erzwingen will, wird das Team, das hinter Ehud Barak steht, von dem Gedanken an eine Versöhnung der beiden Völker geleitet.

Gewinnt Barak das Rennen um das höchste Regierungsamt, dann wird sich die Atmosphäre in Israel verändern. Günstig für die Versöhnung im eigenen Volk könnte sich zudem die Bildung einer Großen Koalition auswirken. Allein aufgrund der schon abzusehenden knappen Mehrheitsverhältnisse in der Knesset wird es darauf hinauslaufen. Susanne Knaul

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