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Unterstützung für Barak

Einen Tag vor den heutigen israelischen Wahlen zieht auch Jitzhak Mordechai seine Kandidatur zurück  ■   Aus Jerusalem Susanne Knaul

Mit mindestens 75.000 Stimmen mehr, so vermuten Meinungsforscher, kann Oppositionsführer Ehud Barak (Arbeitspartei) bei den heutigen israelischen Wahlen rechnen, nachdem der arabische Kandidat für das Premierministeramt Asmi Bischara (Balad) seine Kandidatur zurückgezogen hat. Gestern kündigte außerdem der leicht links von der Mitte stehende Kandidat Jizhak Mordechai (Zentrumspartei) seinen Ausstieg aus dem Rennen um das höchste Regierungsamt an. Mordechai rief unmißverständlich seine Anhänger dazu auf, ihre Stimme dem Oppositionskandidaten Barak zu geben und gleichzeitig seine Zentrumspartei zu unterstützen, was nach dem derzeitigen israelischen Wahlrecht möglich ist.

Mordechai, der betonte, stets nur „das Wohl des Staates und der israelischen Gesellschaft“ im Sinn gehabt zu haben, begründete seine Entscheidung damit, daß er sich „nicht mitschuldig an Streit und Gewalt, vielleicht sogar Feuer in der israelischen Öffentlichkeit“ machen wolle. Das gemeinsame Ziel Mordechais und Baraks war über den gesamten Wahlkampf hinweg die Ablösung des regierenden Premierministers Benjamin Netanjahu (Likud). Mordechais zentrale Aussage während der kurzfristig in Tel Aviv einberufenen Pressekonferenz war, daß Netanjahu weder die „gesellschaftlich-wirtschaftlichen noch die national-strategischen Ziele erreicht hat“ und deshalb dem Oppositionsführer eine Chance gegeben werden muß. Wohl die Empfindlichkeiten seiner Wählergruppe einschätzend, die zur überwiegenden Mehrheit traditionelle Likud-Anhänger sind, sprach Mordechai nicht nur lobend über Barak. „Ich kenne seine Vorteile, aber auch seine Grenzen“, sagte er, ohne ins Detail zu gehen.

Mordechais Zentrumspartei hatte den Wahlkampf vor drei Monaten mit überraschend großer Sympathie in der Öffentlichkeit aufgenommen. Die ersten Umfragen gaben Mordechai über 15 Prozent der Stimmen. Aus Mangel an einer klaren Aussage rückte die Partei indes zunehmend in den Schatten. Die letzten Umfrageergebnisse gaben sowohl der Partei als auch ihrem Chef nur noch rund fünf Prozent. Gleichzeitig konnte Barak eine andauernde Sympathiewelle für sich verbuchen. Mit dem Ausstieg Mordechais und Bischaras hat Barak gute Chancen, die Wahlen schon in der ersten Runde für sich zu entscheiden. Sollte der ultra-nationale Benni Begin (Nationale Einheit), der bis gestern nachmittag noch keine klare Aussage hinsichtlich seiner Kandidatur gemacht hat, weiter im Rennen bleiben, braucht Barak über 50 Prozent der Stimmen. Bei nur zwei Kandidaten würde die einfache Mehrheit ausreichen. Begin wird allein aus der Überlegung, durch einen zweiten Wahlgang möglicherweise doch Baraks Sieg vereiteln zu können, seine Kandidatur aufrechterhalten.

Sowohl Begin als auch Bischara waren von Anfang ihrer Kampagne an völlig chancenlos. Begin hatte indes kaum eine Alternative, als mit seiner neugegründeten Liste „Nationale Einheit“ selbst in den Wahlkampf zu gehen, nachdem er sich gegen Netanjahu gestellt hatte. Er mußte den Anhängern seiner Politik für Groß-Israel demonstrieren, daß er nichts unversucht läßt. Für Bischara wiederum ist ein zentrales Ziel bereits erreicht: „Wir haben die Bürgerrechte der arabischen Bevölkerung in Israel ins Bewußtseit der israelischen Öffentlichkeit gebracht“, so der Kandidat aus Nazareth. Bischara wird schon jetzt in die Geschichte eingehen: Er war der erste Araber im Judenstaat, der zumindest vorübergehend das Rennen um das höchste Regierungsamt wagte.

Kommentar Seite 11

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