: Querspalte
■ Neues von der Universalfernbedienung
„Immer mehr Frauen greifen zur Fernbedienung und lassen sich nicht mehr bevormunden“, teilt die Firma One for all, europäischer Marktführer bei Universalfernbedienungen, mit. Schön zu wissen und begrüßenswert, daß sich Frauen auch vor dem Fernseher kein X mehr für ein U vormachen lassen. Außerdem benutzen immer mehr Frauen Universalfernbedienungen, also Bedienungen, mit denen man bis zu acht Geräte gleichzeitig fernbedienen kann. Der Anteil universalbedienender Frauen ist von 20 Prozent auf 30 Prozent gestiegen. Das liegt am ausgeprägteren Ordnungssinn; Frauen wollen, daß „das Chaos auf dem Zimmertisch aufhört“, so Filiberta Bertolo von One for all, während Männer sich eher für versteckte technische Funktionen interessierten. Interessant, interessant.
Außerdem: Immer mehr Frauen haben einen eigenen Fernsehapparat, immer mehr Frauen fahren Auto, immer mehr Frauen lesen, immer mehr Frauen sind im Rechnen gut, immer mehr Frauen kauen Kaugummi. Überall gibt es also immer mehr Frauen, die beispielgebend irgend etwas besonders gern tun. Und immer weniger Fernbedienungen, wenn sich immer mehr Frauen für Universalfernbedienungen entscheiden, um zum Thema zurückzukommen. Die große Universalfernbedienung ist der Tod der vielen kleinen, unscheinbaren Fernbedienungen, die gerne Verstecken spielen und einem so zu interessanten Reisen in der eigenen Wohnung verhelfen.
Die Fernbedienung ist übrigens das Mittel der Fremdbestimmung. Die entscheidende, emanzipatorische Frage lautet jedoch: Wer bedient hier wen? Und die schönste Fernbedienung ist ein multifunktionales kleines Händchen am Ende eines Stabes, mit dem man sich sowohl den Rücken kratzen als auch die Tasten älterer Fernsehgeräte bedienen kann. Detlef Kuhlbrodt
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