: Was heißt hier Bodentruppen?
■ Der Chor von Politikern, der den Einsatz von Landstreitkräften im Kosovo fordert, geht von sehr unterschiedlichen Szenarien aus
Berlin (taz) – Die Generalstabschefs der US-Streitkräfte sind für Bodentruppen, der britische Außenminister Robin Cook will sie, und auch Italiens Ministerpräsident Massimo D'Alema schlägt ihren Einsatz vor, falls sein Friedensplan an der Unnachgiebigkeit Slobodan Miloevic' scheitere. Zeichnet sich da Einigkeit ab? Nein – Bundeskanzler Schröder sagte nach seinen Gesprächen mit D'Alema in Bari: „Für Deutschland kommt der Einsatz von Bodentruppen nicht in Betracht“, und er weiß sich dabei einig mit Bill Clinton und Madeleine Albright.
Doch auch die US-Militärs, Cook und D'Alema meinen nicht dasselbe. Ihre Vorstöße unterscheiden sich dabei, wann und unter welchen Bedingungen Soldaten, Panzer und Artillerie der Nato in das Kosovo einrücken sollten.
– Bodentruppen mit Kampfauftrag, ohne UN-Mandat: Zu ihrem Einsatz könnte es allenfalls dann kommen, falls die Nato-Bombardements auch in den nächsten Wochen kein Einlenken Miloevic' herbeiführen. In die Diskussion gebracht haben diese Option führende US-Generäle in einem Brief an Verteidigungsminister Cohen. Erforderlich wären bis zu 200.000 Mann, wurde zu Beginn des Konflikts ermittelt. Doch vor allem US-Präsident Clinton schließt bis heute einen Truppeneinsatz „in einer feindlich gesinnten Umgebung“ aus.
– Bodentruppen gegen eine weitgehend geschwächte jugoslawische Armee: Das ist die Forderung Robin Cooks. Der Zeitpunkt, an dem Miloevic' Streitkräfte keinen organisierten Widerstand mehr leisten könnten, sei nicht mehr fern, sagt der britische Außenminister. Dann sollten Nato-Bodentruppen ins Kosovo einrücken, um die Heimkehr der Flüchtlinge zu ermöglichen.
– Bodentruppen nach einer Feuerpause und mit Unterstützung der UNO: Erst als letzte Konsequenz und nach einer einseitigen Feuerpause der Nato sowie Ablehnung einer Resolution des UN-Sicherheitsrates durch Miloevic müßten Landstreitkräfte die Entscheidung im Kosovo erzwingen – das sieht der Friedensplan des italienischen Ministerpräsidenten D'Alema vor. sf
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