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Arpad Pusztai weiter umstritten

■ Zwist in Großbritannien: Versuche zur Gefährlichkeit von Genkartoffeln werden von einem offiziellen Komitee harsch kritisiert. Der Wissenschaftler wehrt sich

Berlin (taz) – Der in Großbritannien je nach Lager berühmte oder berüchtigte Genforscher Arpad Pusztai muß nach einem erneuten Gutachten von Kollegen weiterhin um seine Reputation in Fachkreisen bangen. Er hatte nach Laborversuchen am Rowett-Institut im August 1998 die Sicherheit von Genfood in Frage gestellt: Ratten, gefüttert mit gentechnisch veränderten Kartoffeln, hätten Veränderungen bei lebenswichtigen Organen gezeigt. Kurz darauf war er nach einem Aufschrei der Biotechnikkonzerne entlassen worden – mit der Begründung, seine Versuche seien ebenso wie die daraus gezogenen Schlüsse wissenschaftlich sehr zweifelhaft.

Dienstag abend hat die Royal Society eine Studie des Versuchsaufbaus Pusztais vorgestellt. Das Urteil war verheerend. Die Experimente hätten „Mängel in vielen Aspekten von Aufbau, Durchführung und Analyse“ aufgewiesen, hieß es im Bericht der sechs anonymen Gutachter.

Der 68jährige Pusztai, der nun in Norwegen arbeitet, widersprach dem Urteil in der Zeitung The Guardian. Er würde gerne seine Ergebnisse mit der Royal-Society-Gruppe diskutieren, sagte er. Noch im Februar waren 23 Wissenschaftler aus 13 Ländern nach einer Überprüfung seiner Tests zu dem Schluß gekommen: Aufgrund der vorliegenden Daten bestehe der „begründete Verdacht, daß der Verzehr von transgenen Pflanzen auch bei Säugetieren erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann“. Sie forderten deshalb die Rehabilitierung Pusztais.

Die neuen Gutachter der Royal Society kritisierten zwar Pusztais Versuche. Sie wiesen jedoch ausdrücklich darauf hin, daß deswegen noch lange nicht die Ungefährlichkeit von gentechnisch verändertem Essen (GM-food) bewiesen sei. „Jedes GM-food muß einzeln zugelassen werden“, so das Komitee. rem

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