: Die Franzosen kommen
Buden, Boule und Waschzuber: Mit „La Fête“ feiert Hamburg über Pfingsten die deutsch-französische Freundschaft ■ Von Christiane Tursi
Napoleons Soldaten lagern in diesen Tagen wieder vor dem Hamburger Rathaus. Doch im Gegensatz zu den Jahren 1806-1814 weht die Trikolore heute aus Gründen der deutsch-französischen Freundschaft vom Rathausbalkon. Und die Soldaten tragen – wie zufällig – rot-grüne Federbüsche an ihren Hüten. Seit Donnerstag ist „La Fête“ im Gange, ein fünftägiges Innenstadtfest im Zeichen der politischen und kulturellen Verbundenheit zwischen Hamburg und Frankreich.
Vor dem Rathaus präsentiert sich ein deftig historisches Marktspektakel: Buden aus grobem Fachwerk und Leintuch bieten reichlich „zu fressen und zu saufen“, Rauchschwaden tragen den Geruch von gegrillten Ferkeln über den Platz, und gebechert wird an derben Tischen aus irdenen Krügen. Einmal Baden im hölzernen Waschzuber kostet fünf Mark, eine Fahrt im drei Meter hohen „Riesenrad“ von 1498 ist billiger als auf dem Dom. Lotto spielt man zur Abwechslung am hölzernen Glücksrad.
Daß es eines Tages zu solch einem Spektakel kommen würde, hätte Napoleon sich seinerzeit nicht träumen lassen. Und so wetterte sein grimmiger Gouverneur noch heute auf dem Rathausmarkt gegen englische Waren, die trotz Kontinentalsperre nach Hamburg geschmuggelt würden. „Der Tee muß verschwinden“, warnt er, um dann ein „Vive la fraternitée!“ auszurufen. Des Kaisers Soldaten gucken derweil etwas dümmlich aus der Uniform. Erst als sie krachend Salut schießen dürfen, nehmen sie Haltung an.
Eine parteiübergreifende Dreierriege aus dem heutigen Rathaus trat denn auch am Donnerstag ganz verbrüdernd gegen eine französiche Auswahl zum Boule-Wettkampf an. Doch die Hamburger Riege mit Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL), CDU-Fraktionschef Ole von Beust und seinem SPD-Kollegen Holger Christier hätte üben sollen. Trotz aller politischen Brüderlichkeit wollte sich die nötige Lockerheit in Knie und Schulter nicht einstellen. Und so verlor die Rathaus-Mannschaft gegen den französischen Generalkonsul Dominique Lassus und seine Mitspielerinnen haushoch.
Trotzdem forderte das unterlegene Hamburg gestern mit einer neuen Auswahl eine zweite Partie gegen Frankreich – und fuhr sich die nächste Niederlage ein. Aus der deutsch-französischen Geschichte hätte man längst schon die Lehre ziehen können, daß alter Revanchismus direkt ins Desaster führt.
Egal. Der sportliche Höhepunkt von „La Fête“ soll sowieso die große Pfingst-Radtour am Sonntag sein. Sie führt an der historischen Meilenbrücke entlang, die zwischen 1813 und 1817 Harburg mit Hamburg verband. Starten können Interessierte zwischen 9 und 11.30 Uhr am Harburger Rathaus.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen