piwik no script img

Sonnengekühlte Laborräume

■ Das Fraunhofer Institut testet eine umweltgerechte Klimaanlage

Es klingt paradox, ist aber physikalisch kein Problem: Die Sonne kann Kälte erzeugen. In der Uniklinik Freiburg wird künftig eine Kältemaschine mit 90 Quadratmeter Solarkollektoren die Laborräume kühlen. Man nutzt dabei ein ähnliches Verfahren wie in einem Kühlschrank – mit einem Unterschied: Die Kältemaschine wird nicht elektrisch, sondern mit warmem Wasser betrieben. Schon Temperaturen von 55 Grad Celsius sind für die Kühlung ausreichend, doch je wärmer das Wasser ist, um so größer ist die Kühlleistung.

Das Projekt steht unter der wissenschaftlichen Leitung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. „Wir erreichen im Sommer eine solare Deckung des Kältebedarfs von mehr als 90 Prozent, im Frühjahr und Herbst von 40 bis 60 Prozent“, sagt Hendrik Glaser, Leiter der Haus- und Betriebstechnik.

Die Öko-Bilanz des Systems ist bestechend: Die Klinik spart jährlich 150.000 Kilowattstunden Strom. Doch trotz einer um 30.000 Mark jährlich reduzierten Stromrechnung, ist das Projekt betriebswirtschaftlich noch nicht rentabel. Schließlich kostet das System 700.000 Mark mehr als eine konventionelle Kühlanlage.

Doch das war für die Freiburger Klinik kein Hinderungsgrund: „Wenn man neue Techniken einführen will, darf man nicht stur betriebswirtschaftlich rechnen“, sagt Ingenieur Glaser. Parallel zu dem Freiburger Projekt baut das ISE noch eine zweite solare Klimaanlage. Im portugiesischen Sintra nahe Lissabon werden künftig 350 Quadratmeter Bürofläche durch 60 Quadratmeter Solarkollektoren gekühlt. Dort arbeitet schon die Pilotanlage annähernd wirtschaftlich. „Wir wollen damit zeigen, daß Bürogebäude weitgehend solar klimatisiert werden können“, sagt Projektleiter Hans-Martin Henning vom ISE. Auch Ingenieur Glaser sieht die Zukunft der Absorptionskälte positiv: „Für die Klimatisierung von Kaufhäusern käme diese Technik ebenfalls in Frage.“ Bernward Janzing

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen