: Handy-Rave
■ Girlies, Hippies & Digress: Zum 5. Mal feiern Techno-Fans den Generation-Move
Ein breitschultriger in Jeansjacke schubst das Girlie recht rabiat ein Stück zur Seite. Ihr zaghafter Protest geht im hämmernden Sound der Techno-Klänge unter. Unter dem Motto „Mehr Nächstenliebe“ schoben und ravten am Samstag abend Tausende einmal quer durch Hamburgs Innenstadt. Nach Angaben der Veranstalter waren es 350.000, die Polizei hingegen sprach von 60.000 TeilnehmerInnen. „Egal wieviele es waren, die Stimmung war super, das Fest ein Erfolg“, sagte die Sprecherin des Veranstalters, Nicole Hildebrandt.
Noch an der Alster hielt sich die Partystimmung in Grenzen – und das, obwohl die meisten Techno-Fans sich mit ausreichenden Mengen Bier und Sekt ausstaffiert hatten. Unverzichtbar auch das Handy: „Also, ich bin jetzt beim ersten Wagen“, brüllt ein 20jähriger hinein, „Die Musik bei dir klingt ja supergeil. Wo bist du, ich komme rüber!“ Ohrenbetäubende Techno-Klänge, aufgelegt von Hamburger DJs wie Martink und Digress, störten die drahtlose Kommunikation nur unbeträchtlich. Unter der Schirmherrschaft der Hamburger CDU rollten die 14 Trucks von der überfüllten Lombardsbrücke bis zu den Landungsbrücken auf St. Pauli.
Spärlich bekleidete Tänzerinnen und phantasievoll gestylte Tunten in Nerzstolas und Glitter-Flitter heizten die Partystimmung an – und ein kräftiger Regenschauer am Abend beflügelte die Raver nur noch. Zu der Musik von Sexy Girls oder den Liquid Dancers wurde bis 23 Uhr auf der Straße getanzt. Weiter ging die Party anschließend in verschiedenen Clubs bis zum frühen Pfingstmontag. So lange wird der Alt-Hippie mit dem schütteren Haupthaar nicht ausgeharrt haben. Als ein Girlie ihm das Motto der Party erklären will, wehrt er ab: „Jetzt wollen mir schon die Zahnspangen erklären was hier abgeht.“ hbz
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