piwik no script img

Qualmfrei im Café Aman

■ Im Kleinkrieg der griechischen Konzertveranstalter konkurrieren heute Rembetiko-Klassiker mit dem Pop-Nachwuchs aus Athen

Die Veranstalter griechischer Konzerte in Berlin liegen miteinander im Clinch. Nur so ist es zu erklären, daß heute abend zur gleichen Zeit gleich zwei Gastspiele aus Griechenland die hellenophile Gemeinde locken sollen.

Im Kleinkrieg der Konzertveranstalter hat die Seite, die das Rembetiko-Konzert im Haus der Kulturen der Welt präsentiert, die besseren Karten. Denn die Sängerin Maryo gilt nicht nur als Star-Interpretin des Rembetiko, des griechisch-orientalischen Mittelmeer-Blues der aus Kleinasien vetriebenen griechischen Minderheit. Sie ist auch eine der letzten Zeuginnen jener Generation, die sich noch aus eigener Anschauung an die Blütezeit des Genres in der ersten Jahrhunderthälfte erinnern können. Als Tochter eines Musikers wuchs Maryo auf, begleitete ihn auf dem Akkordeon und sang später allabendlich in einem der damaligen „Café Amans“, jenen verruchten und verrauchten Bars, in denen der Rembetiko beheimatet war.

Das nicht abbrechende Interesse am Rembetiko rückt die Sängerin wieder ins Rampenlicht, wo sie sich zuletzt häufig den Platz mit der jungen Sängerin Liseta Kalimeri teilte. Diese wiederum ist, kleine Randnotiz, die Schwester der Sängerin Melina Kana, die im letzten Jahr einen gefeierten ersten Auftritt in Berlin hatte. Beide, Maryo wie Liseta Kalimeri, stammen aus Saloniki, der heimlichen Hauptstadt des Rembetiko-Revivals, und haben bereits ein gemeinsames Album mit Liedern aus der „Café Aman“-Ära eingespielt. Im Unterschied zum schmuddeligen Setting vergangener Tage feiert der Rembetiko seine Auferstehung heute allerdings im feierlichen Ambiente gehobener Konzerträume, und bei der heutigen Aufführung in der Kongreßhalle wird es auch garantiert qualm- und jugendfrei zugehen. Trotzdem ein Muß.

Die Sängerin Maryo wird als „authentische Stimme des Rembetiko“ angekündigt, der Nachwuchssänger Manolis Hatzmanolis dagegen gleich als „neue Stimme Griechenlands“. Sein Auftritt in der Passionskirche wird von der „Demokratischen Gemeinde“ und des griechischen Akademikerverbands getragen. Doch ob das allein reicht, den Saal zu füllen? Die Rivalität der Veranstalter ist jedenfalls nicht ohne finanzielles Risiko. Daniel Bax

Rembetiko-Konzert mit Maryo und Ensemble sowie Gastsängerin Liseta Kalimeri, ab 20 Uhr im HdKdW, John-Foster- Dulles-Allee 10, Tiergarten. Konzert mit Manolis Hatzimanolis ab 20 Uhr in der Passionskirche, Marheinekeplatz 1 – 22, Kreuzberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen