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Dreikampf in Husum

■  Parteitag: Die Kieler Grünen entscheiden über Listenplätze für die Landtagswahl. Und die Zukunft von Umweltminister Steenblock

Hamburg (taz) – Der zweite Platz ist hart umkämpft. Gleich drei Männer ringen um Listenplatz 2 der schleswig-holsteinischen Grünen für die Landtagswahl im Februar 2000. Umweltminister und Vizeregierungschef Rainder Steenblock will ihn behalten; der Landtagsabgeordnete Karl-Martin Hentschel und der Lübecker Forstdirektor Lutz Fähser wollen der Nummer 2 im rot-grünen Kieler Kabinett den Rang ablaufen.

Dieser Dreikampf steht im Mittelpunkt des grünen Parteitags in der nordfriesischen Kreisstadt Husum, der heute abend mit einer programmatischen Rede von Bundesparteichefin Antje Radcke eröffnet wird. Sollte der ausgewiesene Realpolitiker Steenblock unterliegen, gilt sein Rücktritt als nicht ausgeschlossen. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete will sich zu solchen Spekulationen nicht äußern: „Ich bin guten Mutes für den Parteitag, und danach habe ich Lust auf Wahlkampf.“

Steenblock ist zwischenzeitlich von fast allen Naturschutzverbänden des Landes wegen Erfolglosigkeit zum Rücktritt aufgefordert worden. Er sei zu nachgiebig und vorauseilend gehorsam gegenüber der SPD von Ministerpräsidentin Heide Simonis und vor allem gegenüber Wirtschaftslobbys.

„Ich habe viel erreicht“, beharrt Steenblock und verweist vor allem auf das neue, verschärfte Schutzgesetz für den Nationalpark Wattenmeer, das unter anderem Europas erstes Schutzgebiet für Schweinswale vorsieht. Den Ankündigungsminister könne jeder machen, so Steenblock, er arbeite lieber.

Aus den Reihen der Umweltschützer wird der parteilose Fähser favorisiert, selbst führendes Mitglied des Bundes für Natur und Umweltschutz (BUND). Er wolle die Null-Bock-Stimmung in der Szene beheben, sagt Fähser, denn Steenblock habe es geschafft, das Thema Ökologie aus Landesparlament und -regierung verschwinden zu lassen. Gerade die Stammwähler an der grünen Basis gelte es nun wieder zu motivieren.

Warum auch der Abgeordnete Hentschel gegen Steenblock kandidiert, ist selbst grünen Insidern ein Rätsel. Da sich der pragmatische Realo offiziell noch nicht geäußert hat, vermuten politische Beobachter taktische Spielchen zur Absicherung Steenblocks. Fast zur Nebensache gerät da das Frauenduell um den Spitzenplatz.

Die Favoritin der Linken, die verteidigungspolitische Sprecherin der Bundestagsgrünen, Angelika Beer, hatte vorige Woche eine Kandidatur dankend abgelehnt (taz berichtete). Nun konzentrieren sich die Flügelhoffnungen auf Angelika Birk. Die Ministerin für Frauen, Jugend und Wohnungsbau hat aber noch nicht definitiv erklärt, ob sie gegen Fraktionschefin Irene Fröhlich antreten wird.

Die Husumer Reala Fröhlich würde in ihrer Heimatstadt gar zu gern zum dritten Mal hintereinander grüne Frontfrau werden – mit dem erklärten Ziel, für eine Neuauflage der rot-grünen Regierung in Kiel zu sorgen. Sven-Michael Veit

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