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Zum Wochenend

Eines Tages, das ahnten wir schon, kriegen sie uns. Diese Redaktion, die Tag für Tag für Sie eine Zeitung über Bremer Politik, Kultur und Lebenskunst produziert (und sich übrigens über jede Zuschrift der lieben LeserInnen freut – auch über die ärgerlichen), residiert in Sicht- und Hörweite des Glockenturms der Kirche St. Martini zur Altstadt. Jede Viertelstunde schallt ein „Lobet den Herrn“ herüber, und zu Ostern und Pfingsten sowie in der Adventszeit wird das Programm auf Maxi-Versionen bekannter Kirchenlieder umgestellt. Das bleibt nicht ohne Einfluß. Und gestern war es soweit.

Das Genschäfchen Dolly entsetzt die Wissenschaft. Nach einem Bericht der Zeitschrift „Nature“ ist das dreijährige Klonschaf Dolly genetisch jetzt schon genauso alt wie seine neunjährige Mutter. Mühe allein genügt eben nicht, werte Genforscher und Schafbastler. Und wir schlußfolgern mit Herz, Hirn und Gehör: Es muß doch einen Gott geben oder gar im Goethejahr eine Gottöse.

Wie wir bibelfesten Nachbarn der Kirche St. Martini zur Bremer Altstadt soeben erfahren, sucht das Oldenburger Theater mindestens 40 schwarze Büstenhalter jeder Größe und jeder Form, um ein Tanzkostüm daraus anzufertigen. Diesen Aufruf geben wir hiermit weiter (Kontakt Tel.: 0441/22 25 130). Die bekehrte taz-Kulturredaktion interessiert sich zur Zeit nicht für schwarze Büstenhalter. Sie sucht rote, aus einem bestimmten Material gefertigte Dessous und Boxershorts.

Ein nebliger Morgen. Fahles erstes Sonnenlicht. Noch kein Verkehr auf der Martinistraße. Fromme taz-KulturredakteurInnen haben ihr Werk vollendet und räumen die Leitern weg. Der Nebel lichtet sich, die Sonne strahlt. Die Glocken läuten mit großem Gottöse „Connected“ von den Stereo MCs. Und der ganze Turm der Kirche St. Martini ist mit roten Desssous und Boxershorts aus Schaaaf ... schuuur ... Wolle geschmückt. taz

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