Querspalte

■ Absoluter, totaler Superlativ

Man kommt nicht drumrum: Das Ende der Bundesligasaison ist die Zeit des Resümierens und Räsonierens. Und wen wundert's, daß proportional zur besinnungslosen Vermehrung der dem Fußball zur Verfügung gestellten TV-Sendeminuten die Beispiele „kraftmeiernder Sprachlosigkeit“ (Eckhard Henscheid) gerade unter Ballspielern und Journalisten zahlreicher werden. Und zwar absolut.

Womit wir beim Wort des Jahres wären, dem die undankbare attributive Aufgabe zufiel, die Superlativierung des Superlativs zu gewährleisten. Gleichzeitig erreichte Giovane Elber „den absoluten Höchstwert von 100 Prozentpunkten“, während einigen VfB-Spielern „der absolute Siegeswille“ zu fehlen schien. Natürlich verlangte Oliver Kahn von seinen Mitspielern „die absolut totale Konzentration“. Und während es für den VfL Wolfsburg zur „absoluten Sensation“ nicht reichte, war für Preetz das Debüt in der Nationalmannschaft „das absolute Highlight.“

Weiterhin in den Charts ist das Alibi, das ein Fußballprofi selbstverständlich nie hat. Eine absolute Topvariante dazu entdeckte Effenberg in seiner nie grätschenfreien Spielweise: „Allerdings keine Alibigrätschen, sondern sehr wohl das engagierte Bemühen, die Kugel zu schnappen.“

Daß die analfixierten deutschen Tugenden nicht aussterben, bewies ausgerechnet der Österreicher Toni Polster: „Doch so lange es theoretisch noch möglich ist, müssen wir uns von A bis Z den Hintern aufreißen.“ Das sämtliche Satzbauklötze zusammenfassende Schlußwort aber hat kein Geringerer als der Geschäftsführer des Noch-Zweitligisten Uerdingen: „Wir brauchen jetzt einen harten Hund, der unseren Spielern den Hintern aufreißt und an ihre Berufsauffassung appelliert, damit sie nicht links oder rechts Alibis haben. Middendorp ist ein absoluter Insider.“ Rette sich, wer kann. Dietrich zur Nedden