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Schreyer soll nach Brüssel

Der Bundesvorstand der Grünen verständigte sich auf die Wirtschaftswissenschaftlerin als Kandidatin für ein EU-Kommissariat. Schröders Segen steht noch aus    ■ Von Dieter Rulff

Berlin (taz) – Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus Michaele Schreyer wird die Kandidatin der Grünen für das Amt einer EU-Kommissarin. Darauf hat sich gestern der Bundesvorstand der Partei verständigt. Schreyer sollte noch am Abend der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Grünen streben den Posten eines EU-Kommisssars für Finanzen oder Wirtschaft an.

In dieser Auswahl des Ressorts sind sie sich mit Bundeskanzler Gerhard Schröder durchaus einig. Schröder wollte sich in diesen Tagen bei Gesprächen mit den europäischen Regierungschefs dafür einsetzen, daß Deutschland zwei zentrale Kommissariate zugesprochen bekommt. Allerdings hat Schröder mit Schreyer bislang kein Gespräch geführt. Gegenüber den Vorstandssprecherinnen der Grünen Gunda Röstel und Antje Radke hatte er darauf bestanden, daß die etwaige Kandidatin sowohl Wirtschaftskompetenz haben müsse als auch über Verwaltungs- und Europaerfahrungen verfügen solle.

Schreyer wies gestern gegenüber der taz darauf hin, daß sie über Wirtschaftskompetenz verfüge. Auch habe sie als ehemalige Umweltsenatorin Berlins Verwaltungserfahrung gesammelt, „ in einer Umbruchphase, als viele Aufgaben mit neuem Personal bewältigt werden mußten“. Zwar habe sie noch nicht in einer europäischen Institution gearbeitet, doch habe sie als Landespolitikerin „in vielfältigen Bereichen mit der EU zu tun“. Schreyer verwies auch darauf, die Grünen seien eine junge Partei, von daher hätten sie nicht die Leute, „die sich seit Jahrzehnten durch alle Regierungsebenen gedient haben“.

Schreyer ist sich bewußt, daß sich der EU-Präsident die Zustimmung zu den Kandidaten vorbehalten wird. Auch werde der Portfolio-Zuschnitt nicht vorab entschieden. Die Grünen-Politikerin machte jedoch deutlich, daß sie nicht auf ein bestimmtes Ressort im Bereich Haushalt, Finanzen, Wirtschaft und Währung festgelegt sei.

Führende Grünen-Politiker hatten bereits in den letzten Tage eine Kandidatur Schreyers unterstützt. Allerdings hatte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye noch letzte Woche erklärt, daß die Entscheidung erst fällt, wenn Schröder nach dem EU- Gipfel in Köln Gespräche mit den Bewerbern geführt hat.

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