Die Epilepsie im Laufe der Zeit: Die heilige Krankheit
■ Epilepsie galt einst als Eingriff von oben
Bereits im Alten Reich der ägyptischen Antike und zur Zeit des babylonischen Königs Hammurabi war die Epilepsie bekannt und gefürchtet. Altägyptische Hieroglyphen für das Wort Anfallsleiden sind „Wasser“, „gefalteter Stoff“, „zwei Schilfblätter“ und “Brotlaib“, umrahmt von der „Kobraschlange“ am Anfang, die „Ausspruch einer Gottheit“ bedeutet, und dem „schlagenden Mann“ am Ende, der „Feind, Tod“ darstellt. Bei den alten Griechen galt die Epilepsie als „heilige Krankheit“, als „Besessensein von einer göttlichen Macht“ – der Begriff Epilepsie stammt von dem griechischen Wort „epilambanein“ ab, das „packen, jemanden heftig ergreifen“ bedeutet. Hippokrates, der um 400 vor Christus lebte, war der erste, der die natürliche Ursache der Krankheit erkannte und sie mit einer gestörten Hirnfunktion in Verbindung brachte.
Im christlichen Mittelalter sah man die Epilepsie wieder als „Eingriff von oben“, als göttliche Strafe oder als „dämonische Besessenheit“ an. Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt die Epilepsie allmählich wieder ihren Stellenwert in der Reihe der übrigen Krankheiten, doch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es wissenschaftlich zu beweisen, daß die Epilepsie einen natürlichen Ursprung hat. Claudia Borchard-Tuch
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