: Falscher Eindruck vermittelt –betr.: „Zuviele Hormone im Waschmittel“, taz vom 12. 4. 99
[...] Die Überschrift des Artikels vermittelt dem Leser den Eindruck, daß in Waschmitteln Hormone eingesetzt werden. Diese Aussage ist falsch. Wasch- und Reinigungsmmittel enthalten generell keine Hormone. Sie beinhalten jedoch teilweise eine Gruppe nichtionischer Tenside, die Alkylphenolpolyethylenglykolether (APEO), deren Abbauprodukte (Die Alkylphenole) eine hormonähnliche Wirkung entfalten. Insbesondere Nonylphenol steht dabei im Mittelpunkt der Diskussion.
APEO wurden früher in vielen Bereichen der Reinigung eingesetzt, da sie ein sehr gutes Anwendungsprofil besitzen und preiswert sind. In den achtziger Jahren stellte sich heraus, daß die beim biologischen Abbau der APEO entstehenden Zwischenprodukte wesentlich giftiger gegenüber aquatischen Lebewesen und schwerer abbaubar sind als die Ausgangstenside. Da Wasch- und Reinigungsmittel einer der Haupteintragspfade für APEO in Gewässer waren, wurde daraufhin 1986 von mehreren Industrieverbänden für den Bereich Wasch- und Reinigungsmittel, Putz- und Pflegemittel sowie Industriereiniger gegenüber dem damaligen Minister des Innern eine Verzichtserklärung für APEO abgegeben. Wesentlicher Inhalt dieser Erklärung war, daß allen Mitgliedsfirmen empfohlen wurde, ab dem 31. 12. 1986 auf den Einsatz von APEO in Haushaltswasch- und Reingungsmitteln sowie in Waschmitteln für die gewerbliche Wäscherei zu verzichten. Für den industriellen Bereich wurden Stufenpläne vorgelegt, die einen Ersatz der APEO innerhalb von drei bis sechs Jahren vorsahen. Nur für einen gewissen Teil von Reinigungsmitteln für die lebensmittel- und metallverarbeitende Industrie konnte kein Zeitraum für den Ersatz benannt werden. Seit 1992 sind also im wesentlichen die Übergangsfristen abgelaufen.
Da gemäß Wasch- und Reinigungsmittelgesetz alle Produkte beim Umweltbundesamt gemeldet werden müssen, ist eine Abschätzung der noch eingesetzten Mengen möglich. Danach ist festzuhalten, daß in Haushaltswaschmitteln keine APEO mehr verwendet werden und der Einsatz im Bereich der Reinigungsmittel generell rückläufig ist. Jedoch sind auch nach 1992 (also nach Ablauf der Übergangsfristen) noch Produkte vor allem für die gewerbliche und industrielle Reinigung angemeldet worden, die APEO enthalten. Diese führen zu einem Eintrag von zirka 2.000 bis 10.000 Tonnen APEO-haltiger Reinigungsmittel. Daraus resultiert ein APEO-Eintrag von im Mittel gut 200 Tonnen pro Jahr. Im Vergleich dazu ging die Industrie 1984 von einem Eintrag von zirka 13.500 Tonnen APEO pro Jahr aus. Das Umweltbundesamt sieht daher durchaus einen Erfolg der freiwilligen Verzichtserklärung. Jedoch ist ein vollständiger Ersatz der APEO in Wasch- und Reinigungsmitteln bisher nicht gelungen. Zudem stammt heute ein nicht unbedeutender Teil des APEO aus importierten Produkten. Kristina Wege, Umweltbundesamt, Berlin
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