: Warten auf den Rückzug der Serben
■ Die G-8-Außenminister einigen sich auf den Entwurf einer UN-Resolution zum Kosovo. Abzug der jugoslawischen Truppen könnte schon morgen beginnen. Außenminister Fischer: „Ein echter Durchbruch“
Berlin (taz) – Ein gutgelaunter Robin Cook, eine lächelnde Madeleine Albright und ein sichtlich erleichterter Joschka Fischer: Die Außenminister der sieben wichtigsten Industriestaaten und Rußlands (G 8) haben sich in Köln nach zwölf Stunden harter Formulierungsarbeit auf den Entwurf einer Resolution für den UN-Sicherheitsrat einigen können. Ein Abzug der jugoslawischen Streitkräfte aus dem Kosovo könnte innerhalb von 48 Stunden beginnen, eine Aussetzung der Bombardements sei möglicherweise nur noch eine Frage weniger Stunden, hieß es bei der Nato in Brüssel.
Fischer sprach von einem „echten Durchbruch“. Die Resolution soll nach seinen Worten erst nach dem Rückzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo verabschiedet werden. Sobald Belgrad nachprüfbar mit dem Abzug begonnen habe, werde das Nato-Bombardement unterbrochen; auf dieser Grundlage komme es dann zu einer UN-Resolution und der Entsendung der internationalen Friedenstruppe. Für gestern abend wurde in New York eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats anberaumt, bei der der Resolutionsentwurf eingebracht werden sollte.
Der russische Außenminister Igor Iwanow zeigte weniger Freude. „Für uns ist am wichtigsten, daß der Krieg im Balkan beendet wird“, kommentierte er die Einigung der Außenminister. Doch er hatte bei der zeitlichen Abfolge der Schritte zum Frieden nachgeben müssen.
Durchsetzen konnte er sich offenbar auch nicht bei der Frage des Kommandos über die Friedenstruppe. US-Verteidigungsminister William Cohen sagte, die internationale Friedenstruppe werde auch mit russischer Beteiligung wesentlich unter dem Kommando der Nato stehen: „Wir gehen davon aus, daß es eine Truppe mit einer Befehlskette sein muß.“ Dem widersprach der russische Kosovo-Vermittler Wiktor Tschernomyrdin in Moskau: Die Truppe werde „unter keinen Umständen unter Nato-Kommando gestellt“.
In dem Resolutionsentwurf heißt es, die Befreiungsarmee UÇK „und andere bewaffnete kosovo-albanische Gruppen“ würden ihre Aktionen sofort einstellen. Bei einem Gespräch mit US-Außenministerin Albright versicherte gestern Hashim Thaci, der Exilministerpräsident der Kosovo-Albaner, daß seine Truppen die Serben bei ihrem Abzug nicht angreifen werden.
Die Grundprinzipien des Friedensplans für das Kosovo sind nach Einschätzung des UN-Sondergesandten für den Balkan, Carl Bildt, noch keine gute Grundlage. „Wir befassen uns hier mit einem Stück Papier, das einige der wichtigsten Fragen unbeantwortet läßt“, sagte Bildt am Dienstag in Genf während einer Konferenz der humanitären UN-Organisationen, der Nato, der OSZE und der Europäischen Union über die Umsetzung eines Friedensplans. „Es enthält Widersprüche, unklare Passagen und wichtige politische Schlupflöcher.“ Bildt sagte, er stehe nicht für das Amt des zivilen UN-Administrators für das Kosovo zur Verfügung. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) rechnet mit einer raschen Rückkehr von bis zu einer halben Million Flüchtlingen. Das Hilfswerk fürchtet aber, daß die Vertriebenen zurückkehren, bevor die Minen geortet und genügend Hilfsmittel an Ort und Stelle gebracht sind. Stefan Schaaf
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