: Minimale Mondgeschichten
■ Funk, Techno, Science Fiction: die erste Garde der Peacefrog-DJs, Dan Curtin und Luke Slater, mit Club-Techno für morgen
Club Techno muß minimalistisch sein oder funky, sonst taugt er nichts. Das ist eine der Erkenntnisse, die man mitnehmen kann aus 1995, einem Jahr, in denen dieses Genre gegenüber Drum & Bass und Electronic Listening Music stark ins Hintertreffen geraten ist – zumindest wenn man Kreativität als Maßstab nimmt.
Peacefrog Records, ansässig im international bisher nicht aufgefallenen St.Albans / Hertfordshire, war in den letzten zwölf Monaten eines der wenigen Label, auf das sich aufgeweckte Clubgänger verlassen konnten. Der Name Peacefrog steht für Detroit Techno, ruppigen Acid und vor allem für modernen Funk. Der bekannteste Künstler des Labels ist Dan Curtin, und der hat durchaus auch einen Bezug zu Funk im alten Sinne. Wie George Clinton läßt er seine Faszination für Science Fiction in Titel oder Projektnamen einfließen: „Tales From The Second Moon“ hat er eine Maxi genannt, und zwei Tracks von Purveyors Of Fine Funk – das sind Curtin und Tatsuro Hayashi – heißen „Space Is The Place“ und „They Are Among Us“ (na, wer ist mit „sie“ wohl gemeint?). Andere Peacefrog-Musiker haben ähnliche Vorlieben, eine Maxi-Reihe läuft etwa unter dem Titel „Planetary Assault Systems“.
Einen Tag vor Sylvester gastiert Dan Curtin erstmals in Hamburg, gemeinsam mit zwei Label-Kollegen: Luke Slater, der immerhin einmal bei einer „Mayday“ in Berlin aufgelegt hat, ohne bleibende Schäden davonzutragen, sowie Paul Johnson, der rauhe Deep House-Tracks bevorzugt. Leider nicht dabei ist Neil Landstrumm, ein enger Geistesverwandter und gelegentlicher Mitstreiter Cristian Vogels, jenes Mannes also, der die Maßstäbe gesetzt hat für den Funk der 90er Jahre.
Das Gastspiel der Peacefrog-Künstler gibt einem die Gelegenheit, einen mittlerweile etwas verstaubten Brauch wiederaufleben zu lassen, den Außenseiter und halbwegs gewitzte Witzbolde eine zeitlang gepflegt haben. Ihre Devise: „Sylvester feiern ja, aber nicht am 31. Dezember!“
René Martens
Peacefrog mit Dan Curtin und Luke Slater: Sa, 30. Dezember, Gaswerk, 22 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen