■ Die anderen: „Der Standaard“, „Il Messaggero“, „Gazeta Wyborcza“, „Liberation“ zum Kosovo-Frieden
„De Standaard“ aus Brüssel richtet einen Dank an Deutschland für den Kosovo-Frieden: Deutschland unter Bundeskanzler Schröder und Außenminister Joschka Fischer hat seine Rolle gespielt. Dank Deutschland kann die jugoslawische Tragödie jetzt positiv gesehen werden, als ein Schritt hin zu einer weiteren Integration von Europa. Jetzt kommt es für die EU darauf an, die neue Situation zu nutzen, die durch die Neutralisierung von Jugoslawiens Präsidenten Miloevic entstanden ist. Die Kosovo-Krise führte zu einer Beschleunigung des europäischen Bewußtseins für die Notwendigkeit einer ernsthaften eigenen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
„Il Messaggero“ aus Rom sieht Joschka Fischer als Sieger des Krieges: Jetzt kommt auf Europa endlich eine Hauptrolle zu: Der Wiederaufbau des Kosovos, Jugoslawiens und des Balkans. Eine schwierige Rolle. Aber Bill Clinton, der militärische Sieger des Konflikts, hat schon klargestellt: Bei dieser Aufgabe ist es nicht Sache der USA, die Hauptrolle zu übernehmen. Und das ist gut so, der Balkan ist Europa, wie der diplomatische Sieger des Krieges, Joschka Fischer, gesagt hat, der wie kein anderer den Weg geebnet hat, der vom Fehlschlag bei den Verhandlungen in Rambouillet zu der jetzt gefundenengerechten Lösung geführt hat.
„Gazeta Wyborcza“ aus Warschau meint zu den Folgen des Kosovo-Krieges für Europa: Es war der erste Krieg einer neuen Art. Hoffen wir, daß es zugleich der letzte Krieg war, der vom letzten Diktator in Europa ausgelöst wurde. Dieser Konflikt hat bewiesen, daß die Welt sich geändert hat, daß die Rechte der Bürger einen Vorrang vor der Souveränität des Staates haben. In Europa, dem in diesem Jahrhundert zweimal ein blutiges Brandmal des Totalitarismus aufgedrückt worden war, kann deswegen neue Barbarei nicht verhindert werden. Auch in Srebrenica stand Europa machtlos da. Aber dennoch ist im Kosovo ein neues Europa geboren.
„Libération“ aus Paris meint, daß der Sieg über das serbische Militär bitter sein wird: Wir haben das Kosovo vom Himmel wie auch von den Lagern in Albanien und Makedonien aus gesehen. Nun werden wir es live sehen. Und der Schock droht fürchterlich zu werden. (...) Der Krieg ist beendet, doch die Soldaten des Friedens werden sehr wahrscheinlich ihre ersten Toten zählen – mit all den Landminen, Heckenschützen, serbischen Trotzköpfen und jenen Unabhängigkeitsfanatikern, die eine Entwaffnung der UÇK ablehnen. (...) Die serbische Niederlage ist echt, doch der Sieg wird noch lange bitter sein.
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