Wieder Massengräber im Kosovo gefunden

■ Ermittler des Haager Tribiunals beginnen Untersuchungen von Kriegsverbrechen

Gestern trafen die ersten von 300 Ermittlern des Haager Tribunals für Kriegsverbrechen im Kosovo ein. Im Westen des Kosovo sind nach Aussagen einheimischer Albaner drei weitere Massengräber entdeckt worden, die die Leichen von 150 Menschen enthalten sollen.

Die Gräber befinden sich neben einer Landstraße bei dem Dorf Koronica, zehn Kilometer westlich von Djakovica. In einem nahegelegenen ausgebrannten Haus fanden sich zudem fünf verkohlte Leichen. Albaner aus der Umgebung berichteten, am 27. April seien mehr als tausend serbische Soldaten in das Dorf gekommen und hätten alle Männer über 16 Jahre mitgenommen.

Niederländische KFOR-Soldaten haben in Velika Krusa gestern die verbrannten Überreste von etwa 20 Leichen entdeckt. Die Untergrundarmee UÇK habe den Soldaten am Montag den Hinweis gegeben, ein Haus in dem Ort zu durchsuchen. Nach der Entdekkung der menschlichen Überreste sei eine Wache vor dem Haus aufgestellt worden. Ermittler des UN-Tribunals sollten gestern in Velika Krusa eintreffen. Der Ort liegt an der Straße von Prizren nach Orahovac, wo ein niederländisches Bataillon stationiert ist.

In dem Dorf Kacanik im Südosten des Kosovo haben am 8. und 9. April serbische Paramilitärs 91 Zivilisten erschossen. Britische KFOR-Soldaten stellten Nachforschungen an, nachdem ihnen aufgefallen sei, wie Kosovo-Albaner Blumen auf frischen Gräbern auf dem Friedhof des Ortes niedergelegt hätten. Die Kosovo-Albaner erklärten, sie hätten die Toten aus drei großen Gruben in der Nähe des Friedhofes geborgen und sie danach in Einzelgräbern beigesetzt. Seitdem wurden in mehreren Orten weitere Hinweise auf Massenerschießungen gefunden.

Das Tribunal in Den Haag will zwölf Teams mit insgesamt 300 Ermittlern zusammenstellen. Ihnen sollen auch Polizeiexperten aus verschiedenen Ländern, darunter den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, angehören. Zunächst sollen Schauplätze von mutmaßlichen Kriegsverbrechen fotografiert und vermessen werden. KFOR-Soldaten sollen dort etwaige Minen räumen. In etwa einer Woche werden Gerichtsmediziner beginnen, mutmaßliche Massengräber zu untersuchen und die Leichen zu bergen. sf

Bevor die Ermittlungen beginnen und die Leichen geborgen werden können, müssen KFOR-Soldaten die Minen räumen