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Reste eines Flüchtlingstrecks

■ Hier starben im April 74 Menschen. Erst jetzt sind die Orte des Grauens im Kosovo zugänglich

Pritina/Berlin (dpa/taz) – Zerstörte Traktoren, Autos und Planwagen, herumliegende Gepäckstücke, Dokumente und Kleider: Seit fast zwei Monaten gibt es diese, auf unserem Foto im Ausschnitt dokumentierte Szenerie beim Dorf Kolic rund 20 Kilometer nordöstlich Pritinas. Es sind die Reste von Fahrzeugen und Besitz von Flüchtlingen, derenTreck nach übereinstimmenden Zeugenaussagen am 19. April von serbischer Artillerie beschossen worden ist.

Zehntausende von Menschen waren damals auf der Flucht durch den Ort gezogen. Plötzlich, so berichten Augenzeugen dem dpa-Reporter Gregor Mayer, hätten serbische Truppen von Anhöhen aus mit Panzerkanonen und Flak-MGs auf den Treck geschossen. 74 Leichen haben Bewohner von Kolic gefunden. „Ich sah überall Leichen, ich sah Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen“, schildert der 24jährige Osman Toverlani den Angriff. Er war im Treck, überlebte den Angriff und blieb im Dorf.

Nach der Durchquerung der kleinen Ebene führt die Strecke Richtung Pritina durch ein langes Waldstück. Hier reiht sich Autowrack an Autowrack, jedes völlig ausgebrannt. In Llukar, dem letzten Dorf vor Pritina, hat der 14jährige Fisnik Krasniqi geholfen, 14 Tote zu begraben. Hier griffen sich die Serben einzelne Fliehende heraus und preßten ihnen Geld und Wertsachen ab. Wer nicht genug dabeihatte, wurde erschossen und am Straßenrand liegengelassen.

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