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: Die Welt der Zeitungen

Zum Beispiel dies: „Die Zeitung verbindet den Leser mit der Welt und trennt ihn gleichzeitig von ihr.“ Oder dies: „Zum Beispiel hat für die Medien die Welt in jedem Fall spannend, und wenn nicht höchst problematisch, so immerhin interessant zu sein, in ihren sämtlichen Teilen.“ Dies auch: „... gelangt man zu dem auf den ersten Blick überraschenden Schluß, daß die Live-Übertragung eines Ereignisses, als kontinuierliche Abfolge von Nicht-Ereignissen präsentiert, weit fiktionaler wirkt, als die journalistische Umsetzung in einer Zeitungsreportage“. Zum Schluß: „Jeder Leser glaubt, er bezahle die Zeitung für denn Inhalt und nicht für das Papier. Sie belehrt uns aber eines Besseren mit ihrer jeden Inhalts beraubten zähen Allgegenwärtigkeit“.

Das neueste Heft der schweizer Kulturzeitschrift Du befaßt sich fast von vorn bis hinten mit Zeitungen. Und ganz hinten wirbt dann keck ein Zeitschriftenverlag, es brauche schon eine Zeitschrift, so viel Lesenswertes über Zeitungen zu erfahren. Nun ist Du auch keine ganz normale Zeitschrift, obgleich sie sich vor kurzem (und ohne Not) ein wenig mehr dem angenähert hat: eine Ankündigungsleiste auf dem Titel, und eine kleinteiligere Magazinsektion. Trotzdem kommt Du auf den ersten Blick immer noch ein bißchen edel daher (auch wegen ihres Preises), widmet sich aber stets mit entspanntem Ernst einer Facette des Daseins, dem Sonntag etwa, dem Aberglauben und nun – der Zeitung.

Was Du nicht alles zu erzählen weiß: Daß der indische Deccan Herald etwa mit dem Fahrrad über die Dörfer, aber auch online zu den Lesern kommt, oder weshalb die Neue Zürcher Zeitung so kühn ist, auch mal uninteressant zu sein, warum Agenturen Macht haben, wie es bei der Süddeutschen aussieht oder bei der New York Times ... Dabei vergißt die Redaktion aber auch nicht, uns vor Augen zu führen, welche Zeitung sich am besten im Katzenklo macht, und mit welchem Blatt man sich in die Tokioter U-Bahn bettet. lm

„Du“ Nr. 696, Juni 1999 (für 20 Mark am Bahnhofskiosk oder bei der TA Media)